Long Way East - Umbau der Tenere

[Svoeen]

Servus,

in diesem Thread werd ich die Umbauten an meiner XTZ 660 3YF vorstellen. Sie ist Baujahr 92 und hat jetzt 85.000km drauf(bei 50.000 vom Vorbesitzer Übermaßkolben bekommen). Sie wird für unsere Reise im Sommer 2020 vorbereitet, mehr dazu hier:

viewtopic.php?f=338&t=154975

Bilder von der Tour und mehr Bilder von der Vorbereitung gibt es auf unserer Instagramseite:

https://www.instagram.com/longwayeast/?hl=de

Unsere ganzen Umbauten sind Low Budget, und die Optik ist erst einmal zweitrangig. Es muss einfach funktionieren. Ok, ein bisschen spielt die Optik dann doch eine Rolle, man will sich ja nicht jeden Tag die vergeigten Lösungen anschauen ;D

Anmerkungen und Verbesserungsvorschläge sind gern gesehen

Der Anfang des Umbaus:
Ich hab die 660 von meinem Bruder abgekauft, der hatte sich vorher noch einen Teilespender mit Motorschaden dazu geholt (Das Pleul hatte unglaubliche 2mm Spiel auf der Kurbelwelle, lief aber noch )
Ich hab angefangen und aus den beiden Motorrädern eins gemacht. Nach verschiedenen Designs hab ich mich für ein komplett schwarzes entschieden. Das Design soll später irgendwann mal dem meiner 850er ähnlich sehen.

Wie schon im Reisethread beschrieben, hab ich die Übersetzung von original 15/45 auf 14/46 geändert. Damit liegt der 5. Gang genau zwischen dem vorherigen 4. und 5. Gang, was ideal für die Reisegeschwindigkeit von 80-90 ist.

Gruß
Sven

[Svoeen]

Im Zuge des Aufbaus kam gleich noch das Wilbers rein, das mein Bruder schon gekauft hatte. Kein Vergleich zum 80.000km alten original Federbein. Fährt sich wie auf Schienen, auch mit ordentlich Gepäck drauf so wie auf dem Bild. Nach der Vorbereitungstour musste ich so die letzten 50km nach Hause fahren. Aber mit dem Fahrwerk überhaupt kein Problem, auch auf der Autobahn nicht. Mit 3404g zu 3788g ist das Wilbers auch noch leichter, gut ist ja auch kein Ausgleichsbehälter mehr dran. Den Platz kann man andersweitig nutzen.

Am Wilbers hab ich gar nichts verändert, so eingebaut, wie sie es geschickt haben. Zuerst dachte ich, dass die Tenere jetzt vorne zu weich wird und hab schon überlegt Federn einer ST einzubauen, aber sie fährt so wie sie ist wunderbar, es besteht gar kein Bedarf vorne etwas zu ändern.

[Svoeen]

Durch den fetten Endtopf der 660er steht der symmetrische Kofferträger links sehr weit ab. Eine unsymmetrische Lösung wie bei der 750 mag ich nicht, also musste für den Platz zwischen Träger und Motorrad etwas sinnvolles her. Ich dachte den 20l Tank könnte man auch erweitern, also hab ich mir den Tank(6l Volumen) eines alten Rasenmähers geschnappt, der nur minimal größer war als der Endtopf und hab daraus einen Zusatztank in Auspuffoptik gebaut. Das Hitzeschutzblech der zweiten 660er hat auch seinen Platz gefunden(Das braucht die eh nicht mehr, da die 2021 wahrscheinlich einen E-Motor bekommt ) Der hintere Teil wurde aus einem Lampenschirm, Spachtel und dem abgeflexten Rohr des original Auspuffs gebaut.

Der Unfall mit meiner 850er(ordentliche Zerstörung genau an der Stelle wo der Tank hinsoll) und ein Gespräch mit meinem sonst sehr offenen TÜV-Prüfer hat mich aber dazu gebracht, den Tank nicht als permanente Tankerweiterung anzubauen, sondern erstmal als Gepäckfach und irgendwann wird noch weiter umgebaut, damit man ihn als Tankerweiterung nutzen kann.

Für den Tank musste das original Werkzeugfach und die dazugehörige Abdeckung des originalen Heckträgers weichen, was nicht schlimm ist, da der Träger eh durch etwas besseres ersetzt wird.

Der Tank ist minimal größer und steht etwas weiter nach hinten, was aber auf den ersten Blick gar nicht auffällt, was meint ihr?
Die Schraube im Rohr auf den Bildern war am Anfang dazu da, das ganze Endstück zu halten, mittlerweile ist sie überflüssig geworden und jetzt fällt abgesehen von der fehlenden Tiefe des Rohr fast nicht auf. Man könnte meinen, es wäre eine 1-2 Anlage verbaut

[Svoeen]

Hier 2 Bilder von der Gepäckanprobe:

[Svoeen]

Weiter ging es mit der Seitenverkleidung, da die originale ja nicht mehr dran passt. Zerschneiden und abändern wollte ich die originale nicht. Ich zerstückel grundsätzlich keine Teile, die in gutem Zustand sind und wo es möglich wäre, dass sie nochmal im ursprünglichen Zustand gebraucht werden. Mein Teilevorrat hat eine gebrochene und bereits in hinteren Bereich zerstückelte 750er Verkleidung ausgespuckt. Der Vorbesitzer einer gekauften XTZ 750 hat sie in dem wunderschönen Wehrmachts-Flecktarn gepinselt und hat ein Loch für einen Scottoiler in die Verkleidung geschnitten. Die Verkleidung war also eh schon kaputt, perfekt zum basteln.

Der untere Teil der Verkleidung ist aus Blech und hält oben mit einem angeschweißten Pin in der original Gummitülle im Tank.
Zuerst hab ich versucht, die ganze Verkleidung zu nutzen (Bild 1 und 2), aber die Kontur passt nicht und stört beim stehend fahren. Also hab ich sie weiter hinten montiert. Das vordere Stück hab ich vorerst mit einem Blech geschlossen. Es klemmt oben unter der Sitzbank und mit einem Pin in einer Gummitülle in der Blechverkleidung.

Schaut mit den verschiedenen Teilen und der schlechten Dosenlackierung natürlich nicht so schön aus, aber fürs erste ist das ok. Irgendwann wird sie vielleicht komplett aus GFK gebaut.

[Svoeen]

Der Sturzbügel war auch nicht das Gelbe vom Ei. Als ich die Tenere mal auf feuchtem und weichem Waldboden geschmissen hab, hat sich der komplette Bügel dermaßen verformt, dass es fast den Zündkerzenstecker geköpft hätte und wenn die Tankverkleidungen dran gewesen wären, wären die auch kaputt gegangen. Er besitzt nur eine 2 Punkt Abstützung und kann sich dementsprechend leicht verformen. Ich hab an der Mittelstrebe eine Verbindung zum Rahmen geschaffen. Die ist so konstruiert, dass er sich etwas in beide Richtungen verformen kann, um die Kräfte aufzunehmen und sich dann am Rahmen abstützt. Zündkerze und Verkleidungen sind so nicht mehr gefährdet. Ich werde aber nochmal Hand anlegen und die Teile, die sich am Rahmen abstützen flächiger gestalten, damit es keine Eindrücke gibt.

Bei der 850er sind die Sturzbügel perfekt als Fussablage. Der Sturzbügel an der Tenere bietet diesen Komfort nicht, also hab ich zwei Honda Sozius-Fussrasten angeschweißt.

[Svoeen]

Sitzbankumbau Nr. 1: Die Form der Bank hat mir gar nicht gepasst, sie war vorne viel zu breit und hat die Beine auseinander gedrückt. Durch gesessen war sie auch, also kam neuer Schaumstoff zwischen rein und die Kontur wurde mit der Flex und Fächerscheibe angepasst. Überzogen mit Kaschierschaumstoff und Leder von Kickstarter. Ich hab leider das Maß des Leders nicht mehr parat, aber es ging sich gerade so aus. Es wäre an vorderen unteren Ecken fast zu kurz gewesen, aber mit Fön und ordentlich ziehen hat es gereicht. Aber für entspanntes Aufziehen sollte das Material etwas breiter sein.

[Svoeen]

Sitzbankumbau Nr. 2: Die andere Sitzbank hat sich zwar bewährt, aber besser geht es immer. Der Umbau ist auch schon im Sitzbank Thread dokumentiert, aber der Vollständigkeithalber gehört er auch hier rein. Ich hab die Sitzbank der Teilespender 660er umgebaut, so hab ich 2 verbesserte Sitzbänke zum wechseln.

Ein Airhawk hat mich schon lang gereizt, war mir aber immer zu teuer und als Zusatzkissen, das ja nie richtig zur Sitzbank gehört und immer aufbaut, hat es auch nicht meinen Ansprüchen genügt

Jetzt werden sich manche denken, so ein Schwachsinn, aber ich wollte es ausprobieren, da es sowas am Markt ja noch gar nicht gibt.

Als ich dann im Supermarkt diese Montagekissen für 5€ das Stück gesehen hab, dachte ich, die probier ich aus

Also erstmal so Probe gesessen und die Position der Kissen festgelegt.
Die Sitzbank war vom Vorbesitzer der 660er schon für seine Frau etwas abgespeckt worden, ich hab dann lediglich den vorderen Bereich etwas umgearbeitet, sodass die Bank schmaler wird.
Dann die Kissen drauf gesetzt und die Löcher für die Schläuche gebohrt.
Mit Panzertape die Kissen fixiert, 5mm Kaschierschaumstoff drüber und dann erstmal einen alten Bezug aufgezogen. Wenn sich rausstellt, dass es gut funktioniert und nichts mehr geändert werden muss, kommt dann ein neuer Bezug drauf.

Damit sich die Luft nicht so schnell von einem ins andere Kissen drückt, habe ich in die Schläuche Drosseln(von meiner Vergaser-Synchronisierung) eingebaut. Vorher ging das so schnell, dass bei einer Gewichtsverlagerung, das eine Kissen sofort leer war.

Bild 39 und das Video mit starkem Luftpolster(das ist viel zu hoch und zu hart, soll aber zeigen was möglich ist)
Video:
https://photos.google.com/share/AF1QipP ... 05X0tUZ0JR

Fazit:
Erste Sitzprobe in der Garage und kleine Probefahrten: Ich bin begeistert, hätte nie gedacht, dass es so gut wird. Der Komfortgewinn ist enorm. Natürlich muss sich das ganze erst noch auf der Langstrecke bewähren, aber der Unterschied zwischen Schaumstoff und dem Luftkissen ist jetzt schon deutlich spürbar.
Am Anfang hatte ich noch Bedenken, wie sich der Bezug mit den unterschiedlichen Höhen verhält. Aber auch das ist kein Problem, keine Falten, keine übermäßige Spannung, wenn es aufgepumpt ist. Es reicht wenn es soweit aufgepumpt ist, dass in der Mitte ein Luftpolster von einem 1cm entsteht, dann verteilt sich die Luft so gut, dass man nirgends direkten Kontakt zum Schaumstoff hat.

[Svoeen]

Der Gummi-gelagerte Gepäckträger aus Aluguss in Verbindung mit der Givi Brücke baut extrem hoch, ist wackelig, bricht wahrscheinlich bei der ersten Gewalteinwirkung und kann dann nicht repariert werden. Also musste ein besserer Träger her, aus Restmaterial (gekauft hab ich nichts für den Träger) zusammengeschweißt. Das ganze ist so stabil, es kann als Rahmenverlängerung gesehen werden und man kann dort Spanngurte (z.B. auf der Fähre) ansetzen und muss sich keine Sorgen machen, dass etwas bricht oder sich verbiegt. Ich hab nur einen Fehler gemacht. Der vordere Teile ist zu steil bzw zu weit vorne und so liegt die Sitzbank bei Belastung auf.

Für die hintere Befestigung der Verkleidung hab ich über die CDI einen Bügel gebaut. Vorne ist die Verkleidung wie original auch seitlich an die beiden Streben zwischen den Befestigungspunkten geschraubt.

Hab leider kein besseres Bild zum Verkleidungsbügel.

[Svoeen]

Als nächstes war der Lenker dran. Ich hab einen höheren Lenker(Fehling CL N) und zusätzlich noch Lenkererhöhungen verbaut. Da die Kabel und Züge zu kurz waren, hab ich sie hinter der Gabelbrücke verlegt. Ich hab die Gabelbrücke abgebaut, lackiert, neue Blechhalter für die Züge und Kabel gebaut und gleich für direktes Handling die Gummibuchsen mittels Unterlegscheiben gebrückt(wie schon oft im Forum beschrieben). Da für eine Unterlegscheibe die Stahlbuchsen etwas zu lang waren, hab ich sie etwas abgeschliffen. So passt eine M16 Scheibe perfekt.