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Schek Wankel-Hercules 1977

Verfasst: So 12. Sep 2004, 20:22
von guest
Hi @ all,
ich habe heute (Sonntag, 12.9.2004) am Feldberg/Taunus Markus (H?) kennengelernt; nachdem er einige Fragen zu meiner Tenere gestellt haben kam heraus, das er eine leidenschaftliche Begeisterung für ältere Rallyemaschinen hat und im Verlauf des Gesprächs sind wir zwangsläufig auf Herbert Schek gekommen.

Zufälig erinnerte ich mich, das in einer alten ?MOTORRAD? Ausgabe (6.April 1977) ein kleiner Bericht über eine Enduro mit Wankel-Motor war, die von Schek gefahren wurde.

Es ist leider nur ein 1-spaltiger Bericht mit einem schlechten Foto; ich hoffe es stört sich niemand dran das ich das hier einstelle und das sich die Fans historischer Enduros sich ein bisschen freuen:



Text (4/1977):
Wankel-Hercules mit Luft und Wasserkühlung
Beim Gelände-Auftakt, der Odenwald-Fahrt in Bensheim, brachten die beiden Wangener Kurt Fischer und Herbert Schek zwei verschiedene Versionen der Vorjahres-Gelände-Wankel an den Start: eine luft- und eine wassergekühlte. Beide Maschinen liefen unter Kennzeichen RV (Ravensburg-Wangen). Dazu Herbert Schek: ?Die Maschinen sind jetzt unser Eigentum. Wir fahren damit auf eigene Kosten, wir sind keine Werksfahrer mehr.? Fischers Motor stammt allerdings aus Schweinfurt und für Scheks Maschine brachte der Werks-Sportdienst ein neues Triebwerk mit.
Schek war nicht zufrieden: ?Die Kalt-Leistung ist hervorragend, aber wenn der Motor warm wird, wird er schwächer. Ich wollte die Rippen zur besseren Wärmeableitung konisch verjüngt haben, aber das wurde nicht gemacht.?
Den Motor, mit dem er fuhr, hatte Schek hinter einer schwarzen Plastik-Plane versteckt. ?Das ist bloß, damit der Dreck net so ´neifliegt?, wimmelte er neugierige Fragen ab. Doch sein Ausfall schon in der ersten Runde offenbarte das Geheimnis: Das Motorgehäuse ist wassergekühlt (Schek-Eigenbau). Hier lag freilich auch die Ausfallursache: Ein Stutzen am Kühler war abvibriert.

Anmerkung:
Ende 1977 hatte Schek dann seine Eigenbau-Gelände-BMW für die 1978 geplante Geländesport-Klasse ab 750ccm fertig, das Thema Wankel-Enduro war damit vermutlich erledigt.



@ Markus/Kronberg: wenn Du mir über inbox oder mail Deine Adresse gibst, schicke ich Dir das Heft zu; vielleicht machst Du ja mal eine Seite über ?historische Enduros? :-)

Grüße, Markus


RE: Schek Wankel-Hercules 1977

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 15:49
von guest
[font size="1" color="#FF0000"]LETZTE BEARBEITUNG AM 13-Sep-2004 UM 15:49 Uhr (GMT)[/font][p]Hallo XT-Freunde,
Markus hat mich auf dieses Forum aufmerksam gemacht.
Zu der Schek-Geschichte mit dem abvibrierten Stutzen an der Wankel kann ich noch was beitragen: Im letzten Jahr habe ich für eine Video-Produktion bei der Klassik-Geländefahrt in Höxter ein Interview mit Herbert Schek gemacht - es ist schon beeindruckend, daß er sich noch an fast alle Einzelheiten seiner Karriere seit 1950 erinnern kann. In der Schek'schen Werkstatt war die wassergekühlte Version entstanden, dazu nutzte man ein Trochoidengehäuse der wassergekühlten Langstrecnen-Rennmaschine. Die Wankel-GS hatte immer mit Überhitzung zu kämpfen, so daß es manchmal zu kuriosen Situationen an den zeitkontrollen von Geländefahrten kam: die Betreuer schütteten kübelweise Wasser über die Motoren, um sie abzukühlen. Damit hatte man zumindest in der folgenden Sonderprüfung wieder etwas mehr Leistung. Bei heißen Motoren war der Leistungsabfall immens. Das war dann auch der Anstoß für eine wassergekühlte Version. Weil Herbert auch ein Renault-Händler war, lag es nahe, einen Wärmetauscher von einem PKW zu nehmen, der steinschlaggeschützt hinter dem "Zylinder" eingebaut war. Als Rheinländer kann ich es nicht beschreiben, wie der lange Allgäuer erzählte, daß es bei einer Geländefahrt hinter ihm plötzlich nebelig wurde. Das muß man ihn selbst erzählen lassen...... Jedenfalls war da nichts abvibriert, die extreme Hitze hatte das Lot des Kühlers zum Schmelzen gebracht, daher der "Nebel".
Von der Maschine waren seinerzeit 3 Stück und soweit nachvollziehbar, 11 Motoren gebaut worden. Kurt Fischer errang in Österreich bei den Six Days 1976 eine Goldmedaille, es sollte die einzige Sechstage-Medaille sein, die mit einer Wankel errungen wurde. Schek fiel mit einem Getriebeschaden aus. Das muß aber nicht der Wankel angelastet werden, weil die Getriebe auch in den Hubkolben-Motoren eingebaut waren (auch die Vorjahresmannschaft mit den W 2000-Geländemaschinen - Fritz Witzel, Ivan Saravesi und Doug Wilford- war bei den Six Days 1975 auf der Insel Man ausgefallen). Fischer besitzt sein Motorrad übrigens immer noch und nimmt ab und zu an der Allgäu-Classic in Isny teil.

Wer sich für die Wankel-Technologie im Geländesport interessiert, wird hier fündig:
www.enduro-senioren.de - hier im Kapitel "Hercules", u.a. im Bericht über den Tag der offenen Tür im Werk Nopischstr.
www.vinduro.de - hier sind Fotos der luftgekühlten Wankel mit dem KC 31-Motor zu sehen
Zeitschrift ENDURO, Schwäb.Gmünd, Ausg. Okt. 2002 "Dreitakter - die HERCULES-Wankel im Geländesport"
Zeitschrift KLASSIK-MOTORRAD, Ausg. 4/2003 "Der Dreitakter - die Hercules Wankel GS". Hier gibt es alles, was der Wankel-Fan sehen will - von der KC 29-Wankel, Detailfotos des Winkeltriebs, Fotos von Prototypen bis hin zu Interviews mit Herbert Schek, Kurt Fischer, Günter Gritzka und Doug Wilford, alles Leute, die damals mit der Wankel im Gelände gefahren sind.

Die Seite www.enduro-senioren.de ist auch für diejenigen interessant, die sich für den historischen Geländesport im Allgemeinen interessieren - wer etwas über Motocross, Trial oder Rallye sucht, wird allerdings ebenso enttäuscht sein wie derjenige, der an "handelsüblichen" Enduros interessiert ist. Es geht wirklich nur um die klassischen Geländefahrten.

Bei weiteren Fragen steht ich natürlich gerne zur Verfügung.
leo@vinduro.de


RE: Schek Wankel-Hercules 1977

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 19:11
von guest
[font size="1" color="#FF0000"]LETZTE BEARBEITUNG AM 13-Sep-2004 UM 19:49 Uhr (GMT)[/font][p]

Hallo Leo,
vielen Dank für diesen ausführlichen Beitrag.
Ich setze noch mal einen deep-link zu Deiner Seite mit den Hercules-Wankel:
http://leo_keller.tripod.com/Hersteller/Hercules/opendoor/opendoor.html

und für "Vintage Enduro":
http://www.enduro-senioren.de/

Vintage Geländesportmaschinen habe ich bisher nur am Rand wahrgenommen; bei genauerer Betrachtung eröffnet sich ein ganzes Universum und eine aktive Szene.
(Bsp.: http://www.enduro-lenselink.nl/head.htm
u.a. ist dort ein Foto von einer?KLX 500?, ich glaube Basis war der 2 Zylinder Motor der Z440? )

Auf den ersten Blick hat das nichts mit XT600 zu tun, aber Eddy Hau wurde 1982 mit einer modifizerten XT 550 Europameister und es kommt bestimmt die Zeit das auch TT/HL 500 und auch TT600 an diesen Veranstaltungen teilnehmen- und das ist ja engste Verwandschaft :-)


Besonders interessant finde ich aber die Verknüpfung von Geländesport und Rallye durch Herbert Schek:
Auf dieser BMW-Fan-Seite http://www.bikermw.de/BMW/Enduro/Enduro.htm
sieht man das BMW-Motorräder schon in den 20iger Jahren (des letzten Jahrhunderts) bei der ?internationalen Sechstagefahrt? eingesetzt wurden.
1970/71 wird Schek als Werksfahrer Deutscher Meister, 1973 ebenso auf einer privat aufgebauten 75/5
(besonders sehenswert auf dieser Seite auch das Modell von 1977 , welches mit Unterstützung von Laverda aufgebaut wurde und das 1980er Modell; scheinbar gab es Ende der 70er sowohl Kooperation als auch Eigenentwicklungen bei Schek und BMW).

Auf der Seite von AC-Tom http://motorclassic.gmxhome.de/dakar.htm
Wird beschrieben das Schek 1978 die BMW des französischen BMW-Importeurs für den Einsatz bei der ersten Paris-Dakar vorbereitete.
Weiterhin kann man dort lesen, das Schek neben zahlreichen Teilnahmen an der Paris-Dakar auch die Siegermaschinen der Jahre 1983 und 84 präparierte; diesbezüglich besteht etwas Unklarheit da auf Ingos Seite http://www.rallye-tenere.net/Tabellen.html
für den Zeitraum 1982/87 die HPN mit 4 Siegen notiert ist.

Es war aber wohl ein historischer Zufall, das im Jahr 1978 die Einführung einer neuen Enduroklasse (ab 750ccm) und die Uraufführung der Paris-Dakar stattgefunden haben- und bei beiden Ereignissen war Schek involviert.

P.D. hat selbstverständlich einen hohen Stellenwert für viele XT Fans, so das der link zu der großartigen Seite von Ingo nicht fehlen darf: http://www.rallye-tenere.net
(Auch dort wird Schek mit den anderen großen Fahrer-Legenden gewürdigt)


Letzten Endes bleibt die Faszination für Geländemaschinen, die für den Einsatz unter widrigsten Bedingungen gebaut wurden, und die Bewunderung für die Fahrer dieser Motorräder.


Grüße, Markus









RE: Schek Wankel-Hercules 1977

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 21:21
von guest
Hier ist noch was: http://www.motorrad-schek.de/Schek/History/history.html
Die Seite des Meisters höchstpersönlich.

Zum historischen Geländesport mit Yamaha:
es gibt strikte Baujahrbeschränkungen. In Isny (das Größte, was es nördlich der Alpen gibt....) dürfen Zweitakter bis 1976 und Viertakter bis 1978 mitfahren. Die ein-oder andere XT sieht man da, wenn sie auch nicht als Wettbewerbsfahrzeug gebaut wurde. Die TT 500 ist hier schon eine absolute Rarität. Da gibt es mehr HLs, auch ein Donnerbolzen mit 650er Zweizylinder Yamaha-Motor fährt schonmal mit.
Zulässig wären auch ITs, aber die sind ja auch nicht an jeder Ecke zu finden.
Da ändert auch die andere Klasseneinteilung bei anderen Veranstaltungen nichts.
Yamaha Zweitakter sind die absolute Ausnahme im deutschen Klassik-Sport (kann mich eigentlich an keinen erinnern). Übrigens, Herbert Schek war am letzten Wochenende bei der 3. Schweren Badischen Klassik-Geländefahrt in Mauer am Start - auf einer seiner BMW.

RE: Schek Wankel-Hercules 1977

Verfasst: Mo 13. Sep 2004, 22:07
von guest
Zur KLX 500:
es ist doch immer wieder schön, wenn man seine eigenen Artikel an anderer Stelle im www wiederfindet :-)
Die Kawa ist ein ganz spezielles Teil von Rolf Witthöft, einem der Titelhelden aus Robert Poensgen's Buch "Sieger in allen Sätteln". Ich weiß nicht, wieviele Meisterschaften er errungen hat, aber zwischen 1967 und 1974 hat er 8 Deutsche Meisterschaften in Folge errungen (1x 100 cm³ Hercules, dann 2x 125 cm³ Puch, die übrigen auf 125er Werks-Zündapp). Als die OMK die große Viertaktklasse ins Leben rief, baute sich der Kawa-Händler eine 750er Zweizylindermaschine, mit der er 1978 in der Klasse "über 750 cm³" an den Start ging und die mit Riesen-Aufwand angetretenen BMW nach Strich und Faden verblies. Der Lohn war denn auch ein Werksvertrag von BMW. 1979 war nicht nur wegen der anstehenden Markteinführung der G/S ein wichtiges Jahr für BMW, sondern auch wegen der Sechstagefahrt, die damals in Deutschland (Siegerland) stattfand. Natürlich wollte BMW sich auf heimischem Boden von Witthöft die guten Plazierungen kaputtmachen lassen. Witthöft wurde mit der BMW Europameister, Deutscher Meister 1978 wurde damals Richard Schalber.
Das muß auch die Zeit gewesen sein, in der die gezeigte KLX 500 entstand. Das war ein reiner Eigenbau von Witthöft, Kawa hat da nichts mit zu tun gehabt.

leo@vinduro.de