Kontrolle der Muttern Ausgleichs- und Kurbelwelle

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Henner
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Kontrolle der Muttern Ausgleichs- und Kurbelwelle

Beitrag von Henner »

Anmerkung von Henner: Diesen Beitrag habe ich mit freundlicher Genehmigung von TT-Patrick aus dem TTR-Forum übernommen und noch ein wenig von mir ergänzt.
Anmerkung von motorang: leider sind beim Serverumzug alle Bilder und viele Formatierungen abhanden gekommen. Dies ist eine Rekonstruktion. Der Originalbeitrag im TTR-Forum existiert wohl nicht mehr ...

Kontrolle der Passfedern und Muttern

Ums gleich vorweg zu nehmen: ich bin kein Motorradmechaniker und hab diese Arbeit nach bestem Wissen und Gewissen erledigt.Ich übernehme für keinerlei Schäden oder Probleme die Haftung.
Tipps: Um an die Muttern zu kommen, müssen erst einmal jede Menge anderer Bauteile weg. Am besten ihr schraubt die Schrauben, die ihr rausschraubt wieder in die Gewinde oder lasst sie in den Löchern stecken, damit ihr wisst wo sie hingehören und sie wieder an der richtigen Stelle verbaut. Wenn ihr euch das Öl ablassen ersparen und das arbeiten erleichtern wollt, legt das Motorrad auf die linke Seite auf den Boden (evtl. kommt noch ein Schluck Benzin aus dem Vergaser) und unterbaut das ganze so, dass es stabil und waagerecht liegt. Sitzbank und Tank hab ich aus Schonungsgründen demontiert (Kratzschutz,…)
Nicht vergessen: Sauberkeit ist bei Arbeiten am Motor sehr wichtig!! Also evtl total eingesaute Motoren vor der Aktion putzen ... ausnahmsweise mal

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Los geht´ s
  1. Zuerst schrauben wir die Sitzbank 2x SW10 im Radkasten weg.
  2. Dann kann der Tank 1x SW10 abgeschraubt werden, dabei nicht vergessen den Benzinschlauch abzuziehen (Benzinhahn schließen)
  3. Als nächstes muss der Kickstarter weg 1x SW13 ganz rausdrehen, dann einfach von der Welle ziehen.
  4. Der Unterbodenschutz ist mit 1x SW12 vorne am Rahmen und mit 2x SW 10 unten befestigt.
  5. Fußrastenhalter incl. Fußraste entfernen 2x SW 14 Dabei löst sich nun auch der Bremshebel, bei dem ihr noch den Splint , der im Bolzen zur Bremspumpe sitzt entfernen müsst.Wenn ihr den Bolzen rauszieht, könnt ihr die Feder aushängen und den Bremshebel nach unten/hinten herausschieben. (bisschen schwierig)
Nun ist euch der Zugang zum Motor eigentlich schon gewährleistet.

Bild

Nun geht es weiter:
  1. Autodekoabdeckung unterhalb der Kickstarterwelle entfernen, ist mit 2x ISS 5 befestigt.
  2. Nun kann der Dekozug ausgehängt werden. Einfach aus der Führung nehmen und dann den Nippel aus der Zange aushängen (so könnt ihr mit dem Deckel hin wo ihr wollt und seid nicht an den Zug gebunden)
  3. Der Ölfilterdeckel ist mit 3x ISS 5 verschraubt, diese auch lösen.
  4. Ölfilter entnehmen, Deckel weglegen (Achtung Dichtung)
  5. Bei den neueren Motoren ist über dem Ölfilterdeckel eine Ölleitung an das Gehäuse geschraubt, diese Schraube 1x SW12 entfernen (Achtung Kupferdichtungen)
  6. Nun wird der Seitendeckel gelöst, dazu 10x ISS 5 herausdrehen und in den Löchern stecken lassen.
  7. Der Deckel kann jetzt rechtwinklig und mit Gefühl vom Rumpf getrennt werden.
Der Nächste Schritt ist vollbracht, ihr seht das Innere eures Babys.

Bild

Als nächstes das Kupplungspaket demontieren, um an die Mutter dahinter zu kommen:
  1. Dazu die Schrauben 5x SW10 herausdrehen. Dabei entspannt ihr auch die darunter sitzenden Federn.
    Die mittlere Mutter lasst ihr.
  2. Jetzt könnt ihr die Druckplatte abnehmen.
  3. Anschließend das komplette Paket Scheiben rausnehmen. Am besten nicht zerlegen oder durcheinander bringen (spart euch Arbeit)
    Jetzt seht ihr die darunter liegende Kupplungskorbzentralmutter (die große mittige Mutter 1x SW 30)
  4. Das Sicherungsblech, das an der Mutter anliegt muss weg gebogen werden, so dass sich die Mutter drehen kann.
Bild

Um die Mutter zu lösen müsst ihr den Innenkorb festhalten. Das werdet ihr mit der Hand nicht schaffen, deswegen gibt es einen speziellen Kupplungskorbhalter, den ihr euch kaufen könnt (Kostenfaktor ca 20€) oder ihr baut euch selber was. Es gibt mehrere Möglichkeiten:
  • Entweder man schweißt sich aus einer alten Kupplungsstahlscheibe selbst so einen Halter:
    Bild
  • oder man blockiert den Korb mit einem Seil, dass dann am Motorradrahmen festgebunden wird und um den Korb gewickelt wird:
    Bild
  • oder man nimmt sich so wie ich ein Holzbrett, bohrt sich die fünf Löcher ca 7mm für die Schrauben und bohrt zentral ein großes Loch, durch das die Nuss SW30 passt.
    Hierzu ist anzumerken, daß bei einigen dieser Aktionen schon Schäden am Kupplungskorb aufgetreten sind. Es kann sein, daß ein Gewindezapfen im Kupplungskorb abbricht !!! Das Brett muss daher fest auf dem äußeren Ring aufsitzen, und darf nicht nur durch die 5 Schrauben fixiert sein !!!
    Bild
    Ich habe die Beilagscheiben noch in die Platte eingelassen, um die Original Kupplungsschrauben verwenden zu können, die sonst zu kurz wären. So könnt ihr die Original Kupplungsschrauben zum verschrauben des Brettes mit dem Korb verwenden.
Jetzt könnt ihr die Mutter lösen.
Nun den Innenkorb abnehmen.
Bevor auch der Aussenkorb abgenommen werden kann, muss noch die Formscheibe die noch auf der Welle sitzt ausgefädelt werden.
Der Korb kann nun abgezogen werden:

Bild

Nun kommt ihr an die Muttern der Ausgleichswelle (links) und die der Kurbelwelle (rechts).
Diese gilt es nun zu öffnen, dazu müsst ihr wieder die Sicherungsbleche von den Muttern weg biegen.
Dann die Zahnräder gegeneinander blockieren. Auch hier gibt es verschiedene Möglichkeiten:
  • Die wohl beste ist es, ein Ersatzzahnrad egal ob alt oder neu, von KW oder AGW zum blockieren verwenden.Wird aber nicht jeder zur Verfügung haben.
  • Also nimmt man ein paar Zentimeter Erdungskabel oder vergleichbar weich/hartes (Holzkeil Alukeil) und lässt es zwischen die Zahnräder ziehen, bis sie blockieren:
    Bild
  • Steht einem auch das nicht zur Verfügung, so kann man einen festen Stoff zB. Jeansstoff zum blockieren verwenden. (dünner Stoff hält der extremen Kraft nicht Stand - selbst getestet). Das wichtigste ist nur, nichts zu hartes zu verwenden, und die Zahnräder nicht zu beschädigen.
Nun können die Muttern abgeschraubt werden und die Sicherungsbleche abgenommen werden.
Die Zahnräder werden einfach von der Welle genommen.

ACHTUNG!! Hierbei werden die Passfedern freigelegt und können in den Motor fallen. Passt auf, dass das nicht passiert!

Jetzt geht es ans große Putzen.
Die Zahnräder, Muttern, Scheiben, Passfedern und die Wellen werden an den Stellen, an denen sie später wieder aneinander liegen, mit Bremsenreiniger fett- und ölfrei gemacht. Das ist wichtig um den Halt euerer Schraubensicherung zu gewährleisten.
Die ausgebauten zu reinigenden Bauteile (nicht abgebildet der Blechteller von der AGW):

Bild

Nun seid ihr am WENDEPUNKT angekommen!!

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Es geht also wieder rückwärts mit eurer Arbeit.Ihr baut aus dem Teileberg wieder einen funktionstüchtigen Motor.
Es geht los:

Bild

AUSGLEICHSWELLE
  1. Zuerst wird das AGW Zahnrad 22 mit dem Flansch nach unten auf die linke Welle aufschieben, so ist die Punktmarkierung sichtbar. Achtung nicht verkanten.
  2. Die kleine Passfeder 27 einsetzen (ich habe das zusätzlich mit Schraubensicherung getan).
  3. Darauf wird der Blechteller 28 gesetzt.
  4. Das NEUE Sicherungsblech in die Nut einrasten.
  5. Die Mutter mit Schraubensicherung handfest draufgeschrauben. Das sollte dann so aussehen:

    Bild

    KURBELWELLE
    Hier ergibt sich fast die gleiche Prozedur.
    1. Distanzscheibe 16.
    2. Dann die erste Formscheibe 17 egal welche
    3. Dann das Zahnrad 21 mit den Federn - hier muss die Punktmarkierung auch wieder auf der Oberseite sein und mit dem Punkt auf dem AGW Zahnrad fluchten
      WICHTIG!!! Anmerkung: Es empfiehlt sich wenigstens das Zahnrad mit Wellenfügemittel oder Schraubensicherung zu versehen, besser das gesamte Teilepaket von Scheibe 17, Zahnrad 18 und Paßfeder verkleben!
    4. Die lange Passfeder einsetzen. ACHTUNG! Sie muss auch durch die unterste Formscheibennut.
    5. Dann die zweite Formscheibe 17
    6. Dann das kleine Zahnrad mit Wulst nach unten aufschieben
    7. Dann das NEUE Sicherungsblech in die Nut einrasten
    8. Zuletzt die Mutter mit Schraubensicherung handfest draufschrauben. Sieht dann wiederum so aus.
    Bild

    Jetzt kommt der wichtigste Teil der ganzen Aktion: Das festziehen der Muttern mit dem vorgeschriebenen Drehmoment

    Blockiert wird wieder genauso wie vorhin.

    Die Ausgleichswellenmutter SW30 wird mit 90Nm festgezogen.
    Die Kurbelwellenmutter SW36 wird mit 120Nm festgezogen.
    (Ich habe hier die alten Drehmomente vor 1991 verwendet, da diese noch fester gewählt waren, als die jetzigen fehlerbringenden)

    Die Drehmomente sind genau einzuhalten, da sie den Halt der Zahnräder gewährleisten müssen.
    DREHMOMENTSCHLÜSSEL!!!

    Sind die Muttern angezogen, können die Sicherungsbleche satt an die Mutter gebogen werden, das ist z.B. mit einem Flachmeissel gut und sauber zu schaffen.

    Anmerkung: Blech leicht mit Meissel anbiegen und den Rest lieber mit einer Wasserpumpenzange erledigen!

    Ist auch das erledigt, wird die Kupplung wieder montiert:
    1. Der Aussenkorb wird als erstes so auf Die Welle geschoben, dass er in das Zahnrad der KW und in das gelbe Kunststoffzahnrad eingreift.
    2. Jetzt wird wieder die Formscheibe auf die Welle gefädelt, bis sie auf dem Korb aufliegt.
    3. Nun den Innenkorb auffädeln.
    4. Sicherungsblech einrasten
    5. Mutter handfest draufschrauben.
    6. Kupplungskorbhaltemethode anwenden.
    7. Die Zentralmutter SW 30 dann mit 90Nm festziehen. Auch hier gilt das alte Drehmoment.
    8. Sicherungsblech anbiegen.
      Anmerkung: Hier reicht ein Sicherungslappen, Blech kann so 2x benutzt werden -hier absolut unkritisch!
    9. Komplettes Lamellenpaket wieder einsetzen.
    10. Druckplatte auflegen.
      Anmerkung: Der Punkt auf dem Innenkorb muß mit dem Pfeil auf der Druckplatte fluchten, damit es passt!
    11. Die Kupplungsfedern einsetzen und mit den fünf Schrauben SW10 und den dazugehörigen Beilagscheiben festschrauben.
    12. Gleichmäßig Stück für Stück fester ziehen, Endanzug mit 8 Nm
    13. Wenn ihr die Mittlere Mutter nicht gelöst habt könnt ihr weitermachen. Falls doch, müsst ihr das Kupplungsspiel einstellen. Aber Kontrolle schadet hier nicht.
    KUPPLUNGSSPIEL EINSTELLEN

    Das ist ganz simpel: Die Kontermutter muss festgezogen sein, dann darf die Schraube auf der die Mutter sitzt, nicht bombenfest sein, sondern muss noch ca 1/10mm „Spiel“ aufweisen. Ist kein Spiel vorhanden, Mutter lösen und mit Kreuzschlitzschraubendreher die Schraube ganz leicht lösen.Bei zu viel Spiel genau andersherum. Wieder festziehen und erneut kontrollieren.Ggf. so oft wiederholen, bis es passt.

    SEITENDECKEL MONTIEREN
    1. Dichtfläche des Rumpfes und des Seitendeckels von der alten Dichtung befreien und säubern.
      Hierzu einen Hartholzklotz oder eine alte Plastik-Kundenkarte verwenden, falls sich die Dichtungsreste schwer entfernen lassen.
      SEHR WICHTIG: Es dürfen keine groben Kratzer in die Dichtfläche gelangen!
    2. Jetzt die NEUE Seitendeckeldichtung auflegen.
      Anmerkung: Nur wer Dichtigkeitsprobleme hatte, sollte zusätzlich Dichtmittel verwenden!
      Bild
    3. Sicherstellen, dass zwischen Deckel und Rumpf die 2 Passhülsen eingelegt sind.
    4. Deckel kann nun aufgelegt werden
    5. Dann die 10 Schrauben, an der richtigen Stelle einsetzen oder eingesetzt lassen.
      Ich habe die Schrauben mit ein wenig ganz normalem Fett eingeschraubt.(ihr werdet es euch danken, wenn ihr den Deckel mal wieder abmachen müsst, optimal wäre Antiseize oder Keramikpaste)
    6. Erst alle Handfest einschrauben und dann nach und nach (über Kreuz) gleichmäßig festziehen.
    7. Endanzug mit 10Nm anziehen (Achtung ohne Drehmomentschlüssel vosichtig anziehen empfindliche Gewinde). Achtung bei Fett oder ähnlichen Mitteln geringeres Drehmoment verwenden, das Drehmoment gilt nur für trockene oder leicht geölte Gewinde!
    8. Jetzt den Dekozug wieder einhängen und den dazugehörigen Deckel montieren: auch hier 10 Nm oder vorsichtig.
    9. Ölfilter einsetzen
    10. Dichtflächen reinigen, Dichtung montieren
    11. Deckel aufsetzen: oben 2x lange Schraube unten die kurze mit großem Kopf.
    12. Falls vorhanden die Ölleitung auf 11 Uhr auch wieder anschrauben.
    13. Kickstarter, Bremshebel und Fußraste montieren.
    14. Jetzt könnt ihr die Gelegenheit noch nutzen eure gute mal von unten sauber zu machen, so praktisch werdet ihrs nicht oft haben.
    15. Jetzt noch den Unterbodenschutz montieren.
    16. Motorrad aufheben und sich freuen.
    Jetzt würde ich noch den Ölkreislauf prüfen, um auf Nummer sicher zu gehen.
    Dazu einfach den Motor starten und die Entlüftungsschraube oben auf dem Ölfiltergehäuse lösen, bis Öl austritt. Schraube schließen, fertig!

    Fazit:Ich hab richtig gemütlich gearbeitet und hab für den Spaß komplett ca 6 Stunden gebraucht, nur um euch mal einen Anhaltspunkt zu geben, wie lange ein Laie dafür brauchen könnte. Es gibt Teile wie Sitzbank Tank Unterbodenschutz,… die nicht unbedingt demontiert werden müssten, aber das arbeiten erleichtern.
    Probiert es aus.
    Ich hoffe ich konnte euch mit meiner Anleitung etwas unterstützen.

    Hier noch die Teileliste (je nach Modell)

    Dichtung Kupplungsdeckel
    Sicherungsblech Kupplungskorb-Zentralmutter
    Sicherungsblech Ausgleichswellen-Zahnrad
    Sicherungsblech Kurbelwellenritzel
    Schraubensicherung mittelfest, 5ml

    Bei Kontrollarbeiten in der Regel nicht notwendig:
    Paßfeder Ausgleichswelle
    Paßfeder Kurbelwelle

    Werkzeug:
    36er Nuss für das Primärritzel
    Drehmomentschlüssel
    Kupplungskorbhaltevorrichtung
    Blockiermöglichkeit für Primär/Ausgleichswelle
    Ratschenkasten incl. Nüsse 10, 12, 13, 14 , je nach Motor 27 oder 30 , Innensechskant 5
    Reiniger (Verdünnung oder Bremsenreiniger)

    Anmerkung: Die Anleitung ist bei allen XT550/600 und allen TT600 sinngemäß anzuwenden!

    Grüße, Henner
Grüße, Henner

Admin XT600.de und XT-FOREN.DE

Ex: 3TB 4PTY EZ 98 - 4x 1VJ unterschiedlicher Baujahre - Umgestiegen auf nen V8 mit 5.7L

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