>Der Fahrer hat mir erzählt, daß die Standfestigkeit der XTs
>auf 5-6 Jahre ausgelegt war, und die Yamaha-Leute ziemlich
>verwundert sind, daß die alten $cheißdinger immer noch
>laufen.
>Hamse sich bissel vertan beim Wegwerf-Geräte bauen.
Das halte ich jetzt für "dumms Gschwätz". Nehmen wir mal an, Yamaha hätte ein Verfallsdatum konstriuiert, d.h. alle Teile so ausgelegt, dass nach 5 Jahren die entsprechenden Komponenten kaputt gehen (10% Ausfallrate sind üblich) - dann hätte Yamaha das nicht an die Glocke gehängt. Und wäre es dann nachweisslich heraus gekommen, dann hätte das im Fall der sehr beliebten XT 600 einen Aufruhr erzeugt in der Grössenordnung des Pinto-Skandals in den 70ern (Ford). Wer hätte danach - meinetwegen 1990 - noch XT600 oder Yamaha überhaupt gekauft? Meines Erachtens ist das heisse Luft. F
>Auch wenn es enorme Fortschritte gab was Werkstoff und
>Konstruktion angeht - das führt nicht dazu, daß Produkte
>entstehen, die man über Generationen vererben könnte, obwohl
>das möglich wäre und schon immer möglich war.
Das ist war, das wollte ich mit dem Satz "-...und was man daraus macht" betonen. Es geht in der Konstruktion von Motorrädern leider weniger um Stabilität und langlebigkeit als um Gewicht (und um die grösste "Naturkonstante" - Geld)
Zumindest sollte das bessere Material solche Fehler wie unser defektes Getriebe oder die Ventile im Zweiventilboxer von BMW beheben können. Im Fall BMW hats zumindest irgendwann geklappt. Und auch die heutigen Wankelmotoren halten länger als ihre 40 Jahre älteren Vorgänger - eine Materialfrage.
In jeder Neuauflage von Tabellenbüchern gibt es immer öfter Unterschiede was die Stabilität angeht - meistens verbessert sich die bei einzelnen Materialien oder Konstruktionskomponenten wie Kugellagern.
Der Vergleich mit den Fachwerken mag ich nicht besonders. Was Häuser angeht, gebe ich dir recht, aber solche Vergleiche hinken immer. Überdimensionierung ist meistens eine Fehlkonstruktion in sofern, als dass zu viel Gewicht mit ins Spiel kommt. Zieht man das konsequent durch, hast du eine 45PS-XT mit dem Gewicht einer Goldwing. Wenn du etwas solides suchst, dann nimm eine Enfield Bullet, die läuft immer irgendwie.
Manchmal ist es auch ein Zufall, dass die Dinger so lange halten. Bei der FZ750 wurde das erste mal (?) ein Fünfventiler in Serie gebaut. Dadurch und durch die kleinen Einzelhubräume wurde alles recht filigran, man musste präzise werden. So entstand ein Motor der locker die 100tkm-Marke knackt und dazu noch richtig Leistung hat - für damalige Verhältnisse.
>Der Fortschritt führt vielmehr zu Optimierungen die eben nicht
>Langlebigkeit zum Ziel haben.
Eben. Leichtbau ist modern und wirtschaftlich. Und es geht eben auch leichter kaputt. Dafüpr haben wir jetzt Maschinen mit 200 PS und 200 Kilo. Auch nicht schlecht.
>Das betrifft auch die Fahrer, Thema ABS z.B.
>Dieses System ist unbestritten lebensrettend in
>Grenzsituationen und wird im Normalfall nie gebraucht.
Wenn es zuverlässig ist, spricht nichts gegen ein ABS. Das Bremsen auf dem Motorrad ist nach wie vor heikel, auch wenn es für dich und mich normal ist. Was spricht dagegen, eine Bremse ao auszulegen, dass sie zuverlässig bremst und ein Überbremsen genauso zuverlässig verhindert? ich bin sicher, dir hätte es - genau so wie mir auch - schon so manches erspart. Gerade bei schweren Maschinen finde ich das sehr gut. Und von ausgefallenem ABS habe ich bisher noch nichts gelesen - aber auch nicht danach gesucht.
>Wenn es im Normalfall doch anspricht, dann fehlt es dem Fahrer
>an elementarem physikalischen Grundverständnis, das zum
>Betreiben eines KFZ unerläßlich ist.
Das liegt ja dann am Fahrer, ob er sich darauf verlassen will oder nicht. und da der Grenzbereich, in dem der Grenzfall auftritt viel häufiger beim Motorrad als beim Auto auftritt, ist es doch sinnvoll. Mir wäre es ganz recht, wenn ich weniger Unfälle sehen würde, weil mehr Leute ein funktionierendes ABS im Motorrad haben (soweit ich weiss funktionieren lediglich die Systeme von BMW wriklich gut, alle anderen werden immer wieder bemängelt).
Das es den Fahrern das Denken und Handeln nicht abnehmen soll ist eine Gefahr von aktiven und passiven Sicherheitssystemen, das stimmt schon. Bei den Autos und der Entwicklung von Sicherheitssystemen ist desshalb auch der Schritt zu aktiv eingreifenden Systemen immer wieder unterbunden. BSpw. Fahrspurassistent: es gibt kurze Vibrationen und sogar ein Lenkmoment, das aber so gering ist, dass es auch mit fwei Fingern am Lenkrad aufgenommen werden kann. Autonome, aktive Fahrzeuge sind nicht gewünscht - vermutlich, weil es dann rechtlich ein Problem wird: "Ich habe keinen Unfall gebaut, mein Auto hat selbstständig eingeparkt. Ich bin also nicht Schuld". Das würde Verantwortung auf den hersteller übertragen und Autos irgendwann sehr teuer machen. Genau so wie Samsung nicht für meine verlorenen Daten auf der defekten Festplatte bezahlt sondern mir lediglich die Platte ersetzt. Verantwortung eben.
Der ganze elektronische sensorunterstützte Schnickschnack ist zwar gerade gross modern und alle ziehen sich daran auf, aber dennoch ist das alles relativ neu (und teilweise kurzlebig). HUD-Systeme, GPS, intelligente Fahrassistenz, Regensensor, Fensterheber mit 16 Funktionen, automatisch regulierende irgendwas blablabla etc. pp - die meisten Sachen sind doch erst 5-10 Jahre alt und damit noch im Versuchsstadium - und die Käufer sind die Tester und finden das auch noch gut. Aber Einspritzsysteme gibts schon seit mindestens 70 Jahren und ABS weiss ich nicht, aber bestimmt auch schon seit Mitte der Achtziger. Die Systeme sind schon so alt und ausgereift, dass man sie durchaus verwenden kann. genauso wie der elektrische Fensterheber in seine Grundfunktion, seit vielleicht auch den Achtzigern. Funktioniert. Demnach muss man aber auch ein wenig unterscheiden zwischen sinnigem und Luxus-Schnickschnack und zwischen ausgereift und Spielerei iun der "Testphase".
Das sich die Autohersteller durch individuelle Gimmicks von anderen Marken abheben wollen, erinnert mich irgendwie an [link:
www.youtube.com/watch?v=KLWsV1hewYA|das Leben des Bryan:]
Bryan: "Ihr seit alle einzigarztige Individuen"
Alle im Chor: "Genau."
Bryan: "Und ihr seid alle verschieden"
Alle im Chor: "Ja, wir sind alle verschieden"
ein Einzelner: "Ich nicht!"
Aber wie sollen sie sich sonst abheben? Durch Design? Alle Kleinwagen sehen doch mittlerweile aus, wie Fahrradhelme auf Rädern. Dank Designstudie. Wenn alle die selben Parameter und Variablen eingeben, bekommen sie eben auch nahezu das selbe Ergebniss, wen wunderts.
Und Motor und Getriebe sind laut Hersteller nicht mehr zu verbessern (das sehe ich anders), also muss man sich um sie Gimmicks kümmern und dadurch herausragen. Dass dann solche Sachen herauskommen wie LED-Rücklichter beim Audi, die beim Bremsen einer beleuchteten Bordelltür gleichkommen ist Geschmackssache.
Da lob' ich mir sowas wie den Dacia Logan: solide ausgereifte Technik ohne übermässigen Schnickschnack zu einem guten Preis. Danke an die Hersteller, allein deswegen schon ein Traumauto.
Die Leute, die sich ganz auf diesen ganzen Assistenz-Schnickschnack verlassen wollen und denken, dadurch müssen sie eben nichts mehr denken, nur noch wie auf der Carrera-Rennbahn aufs Gas drücken - die gab es schon immer. Die sollten sich besser mit dem Bus fahren lassen.
Ich versuche mich mal, in jemanden hinein zu versetzen, der auf die ganzen neuen Gimmicks attraktiv findet - und ich meine jetzt nicht Ali_wasguckschdu_Audi_ist_crass_man.
"Toll. Wenn ich in einen Stau gerate, warnt mich das XYZ-System via Car-to-Car-Communication, dass dort ein Stau in der Kurve endet. Vielleicht hätte ich den ja übersehen. Und wenn es einen Unfall gab und ich in der Ölspur bremsen muss, hilft mir mein ABS-System. Ja, ich weiss, das sind Extremfälle, aber ist es nicht schön, in dem Glauben zu sein, dass ich in Extremfällen geschützt werde?"
Jetzt der XT660 X/R-Käufer:
"Toll. Ich nehme dazu noch die zwei Alukoffer und den Hecktank. Spielerei? Wieso Spielerei? Wenn ich mal damit in die Wüste fahre ist so ein Hecktank wirklich einsame Spitze. Und der Motorschutz muss auch dran, denn falls ich mal wirklich im gelände aufsetze, dann möchte ich nicht, dass meine Ölwanne aufreisst. - Was, hat gar keine Ölwanne? Ja noch schlimmer, dann geht ja gleich das ganze Motorgehäuise kaputt. Ja, ich weiss, das sind Extremfälle, aber ist es nicht schön, in dem Glauben zu sein, dass ich in Extremfällen geschützt werde?"
So, jetzt sind wir von Kuchen backen auf Pobacken gekommen.
Steffen
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Karlsruhe, Baden
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