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Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: So 4. Jun 2023, 20:00
von lowrider82
Begleiter kommen und gehen. Das bewahrheitet sich wieder.

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: So 4. Jun 2023, 20:16
von IronChris
Border Crossings

Wir kreuzen von Beyneu Richtung Kungirod - an der Grenze schlängeln wir uns an den Trucks vorbei, ein paar high five und freche Sprüche mit dem Beamten, und nehmen die Pole Position ein.
Den Truckern ist es Recht - Usbeken und Kasachen, die zu Fuß mit viel Gepäck Ewigkeiten an der Grenze warten müssen freilich nicht. Touristen bringen Geld und werden wie Rockstars behandelt....
Der Übergang geht fix, in anderthalb Stunden sind wir drüben. Die darauf folgende Straße, eine Hauptverkehrsader quer durch Usbekistan, wichtige Transitstraße zwischen dem Ländern, ist in ganz überragend schlechtem Zustand - wirklich, wirklich ganz schlimm, sodass man oft lieber durch Sand und Geröll fährt als auf der strase. 400 km durch Nichts, keine Tankstelle, nur ein Kiosk in mitten der Wüste, Chai. Weiter durch den Staub bei 42°C bis Kungirod in der autonomen Region Karakalpakstan.
Bargeld zu bekommen ist ein ekelhaftes Abenteuer.

Tags drauf nach Muynak, was einst ein Hafenstädtchen am Aralsee war... Tolle Bilder; erschreckend jedoch, wozu der Mensch und die Politik in der Lage ist.

Weiter mach Khiva. Wo der Amu Darya noch Wasser führt ist es grün, wenig daneben, ganz digital, die Wüste. Mal ein besseres Hotel gegönnt (so eins mit stetem Wasser in der Dusche, sauberen Betten und Wifi), und rasten im Seidenstraßenambiente.

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Fr 9. Jun 2023, 23:56
von puki
Danke fürs mitnehmen :)
Gute Reise weiterhin!

Gruß, Simon

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Sa 10. Jun 2023, 09:43
von Lindi
Ja, ganz toller Bericht! Danke!

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Sa 10. Jun 2023, 10:36
von XTsucher
Fernweh. Tolle Bilder! Danke.

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Sa 10. Jun 2023, 20:17
von Maybach
Ja, danke für dieses teilhaben lassen.
Großartige Reise ...

Maybach

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Mo 12. Jun 2023, 10:57
von IronChris
Jeden Meter weiter weg

Assalam alaikum,
Khiva, Bukhara, Samarkand - die Seidenstraßen-must-sees in Usbekistan. Heiß, sehr heiß, ich empfehle dringend ein Schländern vor sieben Uhr morgens, wenn ihr mal in der Gegend seid. Da ist die Temperatur ok und man hat die Altstadt für sich ;)
Ich fahre mal ohne Gepäck im die Wüste, verliere meine drei Liter Wasser, finde ein kleines Häuslein wo mir ein paar Hirten Wasser und Çai geben (genau solche Erlebnisse sucht man doch). Es ist staubig und am Horizont strudeln einige Tornados - richtig Heavy Metal :lol:
Von Samarkand nach Tadschikistan über die Grenze (Panjakent). Wieder alles easy und in zwei Stunden sind wir durch. Auf Gepäckkontrolle haben die eh kein Bock, da zeigt einer auf meinen schönen Kanister mit acht Litern Sprit und meint:
-water?
-ne, Whiskey!
Da wird gelacht, und wir sind durch.

In Tadschikistan gehen direkt die Ausläufer der Fann-Berge los. Kurven, Hügel, hatte völlig vergessen, dass es sowas gibt!
Der "Dangerous Tunnel" auf dem Weg nach Dushanbe ist eine Interpretation der Hölle.
Jetzt in der Hauptstadt, man muss eine Genehmigung beantragen für den autonomen Oblast Gorno-Badakhshan (da zahlt auch jeder Mensch einen anderen Betrag...) und sich mental auf das kommende vorbereiten. Das Hostel ist voll mit Überländlern, die ins Pamir wollen oder grad da her kommen - letztere sehen abgekämpft aus und berichten von zahlreichen breakdowns und ganz schlimmen Straßen... Was man halt alles so in Kauf nimmt, für ein atemberaubendes Erlebnis!
So treff ich eher zufällig meine guten Freunde mit den Kampfjets wieder, und bei ein paar vielen Biers wird über Landkarten geschaut und Geschichten erzählt. Wundervoll!

Morgen gehts dann in die Richtung... Etwas angespannt bin ich ja schon! :shock:

Мир и любовь! Wünscht mir Glück...

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Mo 12. Jun 2023, 12:23
von XTsucher
Echt genial.

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Sa 24. Jun 2023, 07:23
von IronChris
Im Pamir

Salam.
Von Dushanbe nach Kalaikhum, dort muss man am nächsten Tag um 0400 ausftehen, um 0500 losfahren, damit man eine Serie von Baustellen auf dem Weg nach Khorog um 0700 hinter sich hat - sonst gibt es erstmal für Stunden kein weiterkommen auf dieser einzigen Ader durchs Land.
Man ist jetzt auf der M41, dem Pamir Highway. In Khorog kann man nochmal im Lal Hotel Kraft tanken (es gehört zum guten Ton, nach wenigen Tagen in Tadschikistan Verdauungsprobleme und Fieber zu bekommen...)
Dann geht's, immer entlang der Grenze zu Afghanistan an den Flüssen Pyanj und dann Pamir, bzw. am Wakhan-Korridor, am südlichen Ende des Landes mach Osten. Schlafen unter den Sternen oder in Home Stays, wo man für ~13€ eine wie auch immer geartete Schlafgelegenheit, Abendessen und Frühstück bekommt. Verhandeln geht immer, aber wieso sollte man? Mit den Kids bade ich im Fluss, abends haben sie aber Angst sich der Grenze zu nähern...

Viel Patrouille an der Grenze, und Checkpoints, an denen man seine GBAO-Genehmigung vorzeigen soll, die sind aber alle ganz locker.

Im Norden wird der Fluss zu einem Bach, und auf zwanzig Meter winken wir uns zu mit einer afghanischen Karavane mit beladenen Yaks. Dunkelblaue Gewänder, keine Turbane, die Frauen unverschleiert. Das ist keine Touri-Attraktion, sowas sieht man nicht mehr oft auf der Welt: Menschen in ihrer Tracht und ihrem Leben, für die hat sich außer Zigaretten und Smartphones vermutlich kaum was geändert seit ein paar hundert Jahren. Ob die neue Regierung einen Einfluss auf sie hat? Oder ob diesen Menschen die Regierung schon immer egal war, und vice versa?
Wie schön wäre es, mit diesen Menschen einen Chai zu trinken, wenn diese imaginäre Linie nicht da wäre und man einfach durch den Bach waten könnte.
Ein Foto schießen war mir zu delikat an der Stelle.

Auf dem Weg nach Norden, wieder auf die M41, kommt man immer höher, bis auf eine Art Altiplano mit ganz weiten Tälern, auf denen man dem Himmel so nah ist...
Man kommt ins schnaufen, und morgens fühlt man sich als hätte man ein paar Bier zu viel gehabt (die leider extrem schwer aufzutreiben sind, zum Glück haben wir daran gedacht eine Buddel Brandy in Khorog mit zu nehmen).

Auf dem Weg nach Murghob kreuzt man eine der schönsten Gegenden, die ich je gesehen hab. Dafür macht man das mit diesem fürchterlichen "Highway". Dann über den Ak-Baytal-Pass auf über 4600 m nach Karakul. Nachdem die Grenze zu Kirgizstan geschlossen ist (und mal wieder eine Kultur zertrennt wurde), ist Karakul ein einsames, winziges Dorf am Ende der Welt.
Was auf die meisten Dörfer hier oben zutrifft: Der "Supermarkt" hat vier Eier, sechs Zwiebeln und ein paar Sonnenbrillen im Angebot. WiFi gibt's nicht, fließend Wasser selten, Strom vom Generator. Ein eigenes Plumpsklo haben die wenigsten Häuser im eigenen Hof, meistens gibt es drei, vier stille Örtchen im Dorf, die von allen genutzt werden. Müllabfuhr gibt's nicht, daher sind die Ränder des Dorfes voll von Müll und Kadavern.
In Karakul dann obendrein ein Stützpunkt um angeblich die Grenze zu China und zu Kirgizstan zu überwachen, da stehen weniger lockere Soldaten mit Stahlhelm und in voller Montur herum und fahren ab und zu mit dem Hummer durch dieses gottverlassene Kaff, um zu checken ob eh alles passt. Später lernte ich, dass die tadschikische Regierung nach blutigen Vorkommnissen im Vorjahr den Pamirs und Kirgisen in diesem Teil des Landes gerne ein bisschen auf die Nerven geht....

Über den sogenannten Highway wieder zurück nach Khorog, wo wir den ganzen Luxus wieder haben und uns ausruhen.

[Wer ist arm? Ich hab selten so viele Menschen lächeln sehen. Und die haben ein verdammt hartes Leben. Wo man geht und steht, wird man auf einen Tee eingeladen.
Kinder rennen barfuß hunderte Meter über die karge Ebene, um den Fremden auf eisernen Pferden zuzuwinken, aber auch ältere Menschen Grüßen mit der linken auf dem Herzen.]

Re: Blick in die Glaskugel

Verfasst: Sa 24. Jun 2023, 07:28
von IronChris
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