235 Tage.
38956 km - Gaia GPS zeigte jeden Tag eine leichte Abweichung an, aber die Ténéré hat immer Recht.
18 Länder.
Wie viele Sprachen, das möchte ich nicht Differenzieren, und Ethnien möchte ich auch nicht zählen.
Außer ein bisschen Glück bringender Erde aus Lalish, eingewickelt in einen Stofffetzen, habe ich nichts materielles mit nach Hause gebracht.
Menschen, wie überall, von jeder Sorte und meistens gut. In Bosnien oder Iraq oder im Pamir oder einem Touristrand am Yssyk Köl: Ein paar wenige Dummköpfe, und viele, bei denen ein Lächeln als internationale Sprache anerkannt ist. Sei es das Militär, halbnomadische Hirten, die Bedienung bei einem staubigen Truck-Stop, oder andere Reisende.
Und einige, die ich meine Freunde nenne und ganz sicher wieder sehen werde.
"Die Straße ist lang - aber die Welt ist klein"
Kratzer in der Jacke, Löcher in der Hose, der Helm mit Macken und einem Riss, Handschuhe ganz starr vom vollgeschwitzt werden, Stiefel bequem aber nicht mehr ganz wasserdicht.
2,5 reifen hinten, 1,5 vorne.
Ein Schlauch vorne.
Ein Spiegel.
Zwei Blinker (beide vorne links).
Bremsbeläge noch die vom ersten Reisetag.
Zwei Koffer - nie wieder Koffer.
Die Arrow-Tröte angepasst an den Gepäckträger und dem Bremssattel.
Ein Loch im LiMa-Deckel, eine LiMa.
Einige Kratzer, einige Dellen.
Das super tolle YSS seit Kazakhstan frei von Öl, und ich hab einige Lager im Fahrwerk im Verdacht nicht mehr ganz bei Laune zu sein.
Drei Mal Öl gewechselt, Ventile zwei Mal kontrolliert.
Ein leichter Dachschaden bei mir, etwas mehr Rost an Mensch und Maschine.
Unzählige Male hingefallen, umgefallen, dumm gefallen, ein Mal in Kirgizstan in ein Auto reingerasselt, einmal ist mir ein türkisches Mopped rein gefahren. Nie ernsthaft weh getan. Ohne den Transport übers Kaspische mit zu zählen stand oder lag die Maschine drei Mal auf einer Ladefläche.
LuFi immer wieder Mal gereinigt, Vergaser nie geöffnet während der Reise (Schwimmernadel hat wohl etwas mit Dreck zu kämpfen, Vergaser tropft ein wenig nach dem Abstellen - kann man perfekt mit leichtem Geklopfe auf den Gaser stoppen).
Einen in-line Benzinfilter braucht man nicht, die Kiste schluckt alles, und der Filter sorgt nur für Probleme (zumindest ein günstiges Exemplar aus Papier).
Ölverbrauch am Anfang (bei knapp 90.000 km) kaum wahrnehmbar, mittlerweile ganz grob um die 0.4 l .
Aber entgegen jeder Annahme: die Kiste läuft gut, sie läuft wirklich noch gut! Ich denke ein frischer LuFi und eine Vergaserreinigung tut wohl, aber seitdem ich wieder super tanke, ist der Motor garnicht schlecht.
Zwei liebende, die nicht mit und nicht ohne einander mehr können...
Jetzt weiß ich nicht genau, was ich machen soll mit meiner Rih, meiner "Katastrophen-", dann Abenteuer- und später Bring-mich-nach-Hause-Maschine. Ich sehe drei Optionen:
1 - ich mache sie schön sauber, belasse sie genau so wie sie ist und hänge sie an die Wand in mein persönliches Museum.
2 - ich mache sie schön sauber. Bringe sie in das Tal jenseits von Murghob, gebe ihr einen Klaps auf den Tank und flüster ihr zu "du bist frei".
3 - ich mache sie schön sauber und fange einfach an, sie wieder frisch zu machen. Einfach weiter machen.
Wenn man monatelang mit so einer Maschine unterwegs ist, alles Besitz genau da steht und alles was man kann daran geknüpft ist, möchte man nicht mehr, dass irgendjemand anderes sie berührt.
Jedenfalls wird SIE ein paar Tage nicht bewegt, ich muss erstmal ankommen...
Die neue kurdische Batterie abklemmen, und was mach ich des Rostes wegen mit dem Tank? Mit Diesel ausspülen... Oder einfach offen an einem belüfteten Ort stehen lassen.
Mal sehen wann ich Lust habe, mich dem zu widmen.
Nichtsdestowenigertrotz muss ein neues Pferd in den Stall. Entweder was modernes, mit Leistung und gutem Fahrwerk (Husqvarna 701...?), oder halt was vernünftiges (2kf, 34l...).
Auf jeden Fall ist es immer gut, für eine Reise in entlegene Gegenden vorbereitet zu sein

Ach: ich bin kein Experte im Thema Motorradreisen, der XT-technik oder Zentralasien, ich hab nur mal einen Einblick bekommen - und es ist gut gelaufen. Ich bin kein Profi, ich kenn nur meine eigene Route. Aber wenn ihr Fragen oder weiteres Interesse gibt, können wir das hier gerne fortführen

Tesekkürler, Rachmat.
Salam