Die XT Kolben Lebensdauer

[Henning34L]

Hallo,

ich möchte hier keine Motorüberholseite aufmachen, aber prinzipiell mal meine Erfahrungen aus einer 2-stelligen Motorenüberhol-Historie und meinen prinzipiellen Ansatz runterschreiben:

Ich betrachte es zuerst mal vom Zeitaufwand:
Motor aus und einbauen dauert 4-8 Stunden, je nach Können und dem Zustand des Mopeds. Warum ist das wichtig? Weil wenn es an den Zylinderkopfdeckel geht, dann ist ein ausgebauter Motor viel viel einfacher zu handhaben, speziell bei 3TB.

Die Motoren brauchen eine Überholung zwischen 40.000 und 70.000 km (Daumenwert), je nach Fahrer und Modell. Die letzten Motoren 3TB sind die besten. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Was geht immer kaputt? Zylinder/Kolben und Getriebe (inkl. Ölpumpe) sind oft gleichzeitig defekt oder wenn man schon aufmacht, dann sollte man das alles einfach machen. Sonst droht viel Doppeltarbeit. Alles andere lebt länger, auch die Kurbelwelle, außer der Lima, aber das ist ein anderes Thema.
Selektiv nur die Steuerkette zu tauschen, wäre mir zu viel Aufwand für zu wenig Ergebnis.

Den Zustand eines Motors lässt sich akustisch und über die Längung der Steuerkette (Kettenspanner checken) abschätzen. Ölverbrauch ist ein Indiz, aber nachkippen bis vernünftigerweise 0,5 – 0,7 Liter/1000 km ist o.k. 1 Liter wäre mir zu viel.

Was macht man vernünftigerweise bei einer Motorüberholung = notwendige Teile? (Ich verzichte hier auf Preise, weil die morgen alt sind!)
• Zylinder bohren/honen und neuer Kolben
• Getriebe machen bzw. checken (5. Gang, etc.) inkl. Ölpumpe
• Steuerkette
• Dichtsatz/Simmering-Satz
• Kleinteile
• Lager? Selektiv, aber eher keine bis wenige

Zeitaufwand am ausgebauten Motor: Mein Zeitaufwand ist, da ich nichts nachlesen, ausprobieren oder etwas zwei Mal zerlegen muss, und habe in der Regel alle Teile da, Werkzeuge sowieso, d.h. es ist nur: zerlegen, putzen (mit Ultraschallreinigung!) und ggf. aufarbeiten und zusammenarbeiten. Dafür brauche ich im absoluten Bestfall 20-25 Stunden, aber meist ist irgendwas Unvorhersehbares und es dauert länger.

Jetzt kann jeder selbst rechnen bzw. überschlagen. Und vergesst die Nachdenk-, Recherche- und Ausprobierzeit nicht.

Fazit: Irgendwas selektiv zu reparieren lohnt nicht, wenn man den Zeitaufwand bedenkt. Deshalb so lange fahren und alles auf einmal machen. Dann weiss man, dass die nächsten 40.000 -70.000 km die XT läuft.

Und Motorang: Ich schätze Dich sehr, aber mach doch bitte keine Angst mit dem geplatzten Motor. Der hier Hilfesuchende wird schon rechtzeitig aufhören zu fahren.

Noch eine kleine Warnung: Wenn Ihr nicht sicher seid oder das Werkzeug nicht habt, nicht probieren oder pfuschen. Das wird teurer. Sucht jemand, der sich wirklich auskennt und der soll das machen. Ist billiger und besser!

Gruß Henning

[Henning34L]

Noch eine Anmerkung zu den Profis, die auf verschiedenen Seiten Ihre Dienstleistung anbieten: Die bieten oft eine Reparatur zum Fixpreis an, der o.k. ist. Aber es kommen beim zerlegen IMMER weitere Baustellen dazu. Siehe oben bzw. die Erfahrungen aus dem Forum von vielen anderen. D.h. vernünftigerweise lässt sich der Preis dann nicht halten, oder man bekommt einen halbreparierten Motor. Aber mit den Zusatzarbeiten kann sein, dass es teuer wird.

Ich finde es am ehrlichsten, wenn man folgenderweise kalkuliert: Teile und Zeit, je nachdem was benötigt wird. Das ist für beide Seiten vernünftig.

Wenn mich jemand unter Freunden bittet einen Motor zu machen, dann ist mir an liebsten, wenn wir den Motor bei mir GEMEINSAM zerlegen und dann festlegen, was gemacht wird. Danach kann man den Aufwand abschätzen. Das ist in meinen Augen fair.

Gruß Henning

[motorang]

Bin ganz bei Dir, Henning.
Ich will keine Angst machen - ich warne nur davor einen Motor aus falscher Sparsamkeit bis zum Ende zu fahren. Ich hab früher geglaubt dass einfach bei mehr Verschleiß die Leistung immer mehr nachlässt und der Ölverbrauch immer mehr steigt. Leider wird aber irgendwann der Kolben seine Wärme nicht mehr aus reichend über die Ringe los, außerdem tritt immer mehr Blow-By auf bis zum Auswurf des Motoröls in den Luftfilter über die Entlüftung, und dann kommt es halt auch flott zu Problemen mit Überhitzung, Kolbenklemmern etc. VORHER sollte man was machen.

Wie Du schreibst sind Stuerkettenlänge, Ölverbrauch und Geräuschkulisse gute Anhaltspunkte - man sollte sie eben nur nicht ignorieren.
Ich hab noch nicht so viele Motoren zerfahren, die Steuerkette war aber meist um die 80.000 fällig und damit auch der 5. Gang. Da hab ich (weil ich kurzfristig keinen neuen Kolben bekommen konnte damals) auch schon mal den noch guten Kolben und den noch guten Zylinder wieder draufgebaut und bin mit der Combo nach Libyen gefahren. Ölpumpe hatte ich noch keine verschlissene.

Also auf die EIngangsfrage:

1) Steuerkettenspanner ausbauen und schauen wieviel Weg noch übrig ist. Sollte in der FAQ stehen.
2) Wieviel Öl auf 1000 km? Schreib Dir das mal über ein paar 100 km auf. Der Ölverbrauch steigt übrigens bei höheren Dauerdrehzahlen unverhältnismäßig an (Autobahntransit), das ist dann IMHO nicht repräsentativ.
3) Gutes Öl fahren wäre für die Lebensdauer sicher gut. Ich verwende mineralisches 20W-50 Motorradöl, immer. In der letzen Dekade das von Louis, die Eigenmarke. Filter- und Ölwechselintervalle einhalten oder unterschreiten.
4) Warmfahren. Immer.

Gryße!
Andreas, der motorang

[Henning34L]

I agree totally!
Henning

[JanH]

Ich danke für Euer Feedback!
Wenn dann soweit ist melde ich mich bestimmt mit neuen Fragen