Schrauben-Oberfläche am Motor

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Henning34L
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Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Henning34L »

Liebe XT-Schrauber,

hier im Forum ist wenig los. Deshalb möchte ich ein Thema auswerfen, das wenig Beachtung erfährt: Schrauben im Motor. Warum? Ich habe einen Motor zerlegt und hatte dabei einige Schwierigkeiten.

Der Motor wird überwiegend von vielen M6-Inbus-Schrauben (oder Innensechskant-Schrauben wie es richtig heißt) zusammengehalten. Es geht um die Oberfläche bzw. den Korrosionsschutz dieser Schrauben.

Yamaha verwendet Schrauben, die im Original eine schwarze Beschichtung haben. Diese funktionieren wunderbar, manchmal korrodiert der Kopf etwas.
Restaurierer wollen das besser und schöner machen und verwenden verzinkte Schrauben. Davor warne ich, weil das Zink mit den Umwelteinflüssen (Salz, Wasser, Dreck etc.) korrodiert, zwar nur leicht, aber merklich. Durch die Korrosion erhöht das Zink sein Volumen und wächst sozusagen an. Dies blockiert die Schraube im Aluminium und sie geht deutlich schwerer heraus oder reißt gar ab. Das war mein Problem, ich konnte einige Schrauben ausbohren (auf der Fräsmaschine). D.h. ich warne vor verzinkten Schrauben am Motorblock im Aluminium.

Es geht noch schlimmer, VA- oder Niro-Schrauben. Die neigen im Aluminium zu fressen. Abgerissene VA-Schrauben sind ganz schwer auszubohren. Jetzt wird entgegnet: Dann nehme ich Kupferpaste, das schmiert und funktioniert. Ich habe es noch nicht ausprobiert, aber das Lokalelement aus Aluminium (Gehäuse), Kupferpaste und Stahlschraube könnte sehr gut korrodieren.

Deshalb verwende ich die vorhandenen „Yamaha-Schrauben“ wieder, ist billig und funktioniert.

Ich freue mich über eine rege Diskussion und die Erfahrung anderer.

Gruß Henning

Hiha
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Hiha »

Ich hab dazu nur wenig zu sagen. VA-Schrauben mag ich generell nicht besonders, allein schon wegen der niedrigen Festigkeit, wobei ich die "elektrochemische Spannungsreihenkorrosionstheorie" nicht vorbehaltlos teile. Egal ob mit Fett, Antiseize oder Kupferpaste, es klappte immer prima. Mit irgendwas einreiben muss man VA-Schrauben auf alle Fälle, denn zum Fressen in allen Metallen neigen sie trocken tatsächlich, besonders die V4A-Typen.
Ich persönlich hatte trotz Wintereinsatz nie besondere Schwieirigkeiten mit verzinkten Schrauben, die sind halt genaus vergammelt wie Andere. Das von Dir benannte Aufquellen schien mir immer mehr mit dem Alu als mit dem Zink zu tun gehabt zu haben. Keine Ahnung.

Originalschrauben sind insgesamt sehr tauglich, die eventuelle Beschichtung scheint sowas wie eine Schwarzverzinkung zu sein. (Schwarzverzinken ist Verzinkung mit anschließender Passivierung.) Auch hatte ich noch nie irgendwas gegen die im Motor verbauten Kreuzschlitzschrauben, was wohl daran liegt, dass ich von klein auf immer passende Schraubendreher und einen Schlagschrauber besaß. Wenns da mal Schwierigkeiten gab, lag es am Vorbesitzer, der sie verpfuscht hat.
Gruß
Hans

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XTsucher
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von XTsucher »

Ich habe alle noch verfügbaren originalen (schwarzen) Motorschrauben bestellt, weil
a) besser aussehen
b) die richtige Länge haben
c) sich bewährt haben

Meint ihr die Schrauben „im“ oder „am“ Motor?
Bei Schrauben im Motor sieht es sicher anders aus.

Grüße
Grüße, Frederik - der 1VJ fährt.
Original ist schön und gut - ich fahre lieber
50.523 km
Projekt 2024: FAHREN! FAHREN! FAHREN!

Henning34L
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Henning34L »

Wie oben beschrieben, hatte ich einige Probleme die verzinkten Schrauben zu lösen. Eine ist bündig zur Trennfläche abgerissen.

Heute habe ich die Motorgehäusehälfte abgeholt von meinem Kumpel abgeholt. Er hat das abgerissenen Schraubenteil herausgefräst und nachher arg „gescholten“, was für ein Drecksgeschäft das gewesen wäre. Wenn ich ein normaler Kunde gewesen wäre, wäre der zu zahlende Betrag 3-stellig geworden, sagte er zu mir.

Also Vorsicht. Ohne Fräsmaschine wäre es nicht gegangen!

Das zum Ergebnis, wenn man etwas vermeintlich verbessert!

Gruß Henning

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Lindi
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Lindi »

Hiha hat geschrieben:
Do 1. Feb 2024, 11:05

Originalschrauben sind insgesamt sehr tauglich, die eventuelle Beschichtung scheint sowas wie eine Schwarzverzinkung zu sein. (Schwarzverzinken ist Verzinkung mit anschließender Passivierung.) Auch hatte ich noch nie irgendwas gegen die im Motor verbauten Kreuzschlitzschrauben, was wohl daran liegt, dass ich von klein auf immer passende Schraubendreher und einen Schlagschrauber besaß. Wenns da mal Schwierigkeiten gab, lag es am Vorbesitzer, der sie verpfuscht hat.
Das sind auch meine Erfahrungen. Beim evtln. Ersatz sollte man unbedingt auch auf die Originallänge achten und darauf, ob die originalen einen Schaft oder durchgehendes Gewinde haben. Die Hersteller haben sich dabei meistens etwas gedacht.

Vergnaddelte Kreuzschlitzschrauben kann man ganz gut wieder herrichten, indem man sie mittels breitem Splinttreiber und 500g-Hammer zurückverformt (nicht aufsetzen, sondern einen Prellschlag machen!), anschließend mit wirklich passendem (sic!) Schraubendreher in Form bringt. Das geht auch mehrfach, das Material ist ja recht weich und macht das gut mit.
_______________
Viele Gryße

Dirk

Ténéré 3DT 1988
SR 500 2J4 1979
SR 500 48T Gespann 1987 m. SquireST2

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Steffen
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Steffen »

Die schwarz verzinkten Originalschrauben sind Top. Ich nehme aus optischen Gründen und weil Motordeckel nicht viel Halten müssen V2A-Schrauben mit Kupferpaste. Meine gehen dadurch auch immer sehr geschmeidig auf, auch nach Jahren. Nur an den Krümmerstehbolzen hilft garnichts, nichtmal Loktite Antiseize. Nur regelmässiges Öffnen oder halt Kämpfen, wenns denn raus muss. - Hat dafür jemand iene besere Lösung?

Auch meine nicht-V2A-Schrauben bekommen CU-Paste & ich habe daher gar keine Probleme mit festgegammelten Schrauben oder "el. Spannungsreihenkorrosionstheorie". Das schlage ich übrigens als Unwort des Jahres 2024 vor.

Probleme habe ich eigentlich nur mit sehr alten festgegammelten Schrauben oder mit "Wintermotorrädern". Dort hilft es, das Bauteil vor dem Anlösen der Schraube zu erwärmen. Eine Fräsmaschine zum Schrauben ausdrehen benötige und benutze ich nicht, bisher konnte ich alle Schrauben mit normalen Hausmitteln entfernen ;-)

Aber stimmt schon, was Hans sagt. Die meisten vernudelten Schrauben- und insbesondere Kreutzschlitzköpfe kommen daher, dass die Schrauber ein falsches oder schlechtes Werkzeug ansetzen.

Stef

Hiha
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Hiha »

Übrigens noch was Wissenswertes zur Spannungsreihe: Normalstahl und VA liegen absolut gleich in der Reihe.
Gruß
Hans

Henning34L
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Henning34L »

Nachdem Steffen das Thema: "Gleitmittel" eröffnet hat, hierzu eine Anmerkung: Es gibt nicht nur Kupferpaste, es gibt auch Aluminium-Paste. Ob jetzt die Spannungsreihe einen Einfluss hat oder nicht, so ist das Thema eliminiert. Ich verwende es schon lange, ist o.k., auch wenn ich den Motor irgendwann wieder öffnen muss (was sehr selten passiert!)

Bezugsquelle: Ich habe es geschenkt bekommen, vor langer Zeit abgefüllt. Da steht nichts mehr draus, ich kenne die Bezugsquelle nicht. Aber das hier sollte dasselbe sein:

Ebay: Voler Aluminium Montagepaste Korrosionsschutzmittel ähnlich wie Kupferpaste 500g

Gruß Henning

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motorang
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von motorang »

Ein Tipp von einem Freund, der Vorkriegsmoppeds restauriert:
Bei Gehäuseschrauben Loctite 222 niedrigfest aufs Gewinde. Damit geht jede Schraube wieder auf, und es kann keine Feuchtigkeit ins Gewinde eindringen und dort Unfug treiben.
Die Farbe ist pink.

Bisher hatte ich mit Kupferpaste auch keine Probleme, weil jene die Bildung eines galvanischen Elements dadurch verhindert, dass der Fettanteil die Feuchtigkeit draußen hält - und ohne Elektrolyt (Salzwasser ...) keine Batterie.

Ich verwende mit Todesverachtung (und Erfolg) Kupferpaste auch an Kerzengewinden und Radbolzen der Autowagen. Nur von Bremsen halte ich das Zeug unbedingt fern.

Wie jedes Fett verändert Kupferpaste allerdings den Reibwert, man darf dann nicht wie ein Esel mit vorgeschriebenem Anzugsdrehmoment die Verschraubung anziehen, sonst überlastet man die leicht. Ich bleibe da am unteren Ende des Bereichs (der meist bei plusminus 10% liegt wenn nur ein Nennwert angegeben ist) und bin damit gut gefahren.

Ein Vorteil vom Loctite: es erfordert keine Anpassung des Anzugsdrehmoments, weils nicht schmiert.

Gryße!
Andreas, der motorang

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Steffen
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Re: Schrauben-Oberfläche am Motor

Beitrag von Steffen »

Guter Tipp mit dem Loctite 222, danke!

Stef

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