Kurbelwellenspiel

Getriebe, Lager, Ventiltrieb, Kolben, mechanische Geräusche, Kupplung
Daniel43f
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Daniel43f »

Henning34L hat geschrieben:
Fr 15. Apr 2022, 09:34
fachmännische Reparatur extrem aufwendig ist. (Gehäuse gemeinsam aufspannen auf eine Fräsmaschine, ausrichten, was das schwierigste ist, ausspindeln und einen neuen Ring / Büchse einsetzen, aber so, dass der sich nicht mehr verdreht).
Kann hier jemand eine Firma empfehlen, die das kann?

Mal ganz grundsätzlich:
Wie soll das überhaupt funktionieren mit beiden Gehäusehälften gemeinsam? Finde leider im Internet nichts dazu. Welche Maschine benötigt man dazu? Mit den einfachen Dreh- und Fräsmaschinen die ich kenne, hätte ich da echt keine Idee.

Daniel43f
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Daniel43f »

lowrider82 hat geschrieben:
Fr 15. Apr 2022, 13:08
Den Sitz für die Buchse kann ausgespindelt werden (falls unrund bzw. eingelaufen) und eine entsprechend dickere Buchse eingesetzt werden. Kleben ist bei sowas totaler Pfusch und sollte nur als Notfallreparatur betrachtet werden.
Wer kann das fachmännisch machen? Gibt es bereits Empfehlungen? Mittig zentriert über beide Gehäusehälften etc...

lowrider82
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von lowrider82 »

Ein Fachbetrieb. Kann dir hierzu aber keinen nennen.

Zum Ausspindeln: Wichtig ist, das Zentrum ordentlich zu ermitteln und den Sitz einzurichten. Zentrum findet man mit einer entsprechenden Messuhr. Und ausgespindelt wird dann eben mit einem Einschneider. Alles auf einer Fräse. Und beide Gehäusehälften werden benötigt um zu sehen, ob die beiden Lagersitzzentren gleich liegen (X/Y).

Henning34L
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Henning34L »

Lieber Lowrider82,

so einfach findet man das Zentrum nicht, weil der Lagersitz links nicht mehr rund ist, sondern oval. Wie willst Du da das Zentrum finden?

Ja, wirkliche Fachwerkstätten können das. Es geht so: Man baut die beiden Gehäusehälften zusammen (leer natürlich). Dann sucht man das Zentrum an Hand der nichtausgeschlagenen RECHTEN Gehäusehälfte. Diese wurde bei Yamaha sehr wahrscheinlich auch so gefertigt. Danach demontiert man die rechte Gehäusehälfte OHNE die linke Gehäusehälfte auf der Fräsmaschine zu bewegen (weil sonst wieder das Zentrum verloren ist) und dann spindelt man links aus.
Ist also schon etwas Arbeit, vor allem Präzisionsarbeit und man muss es können. Einfach links das Zentrum suchen, das wird nichts.

Gruß Henning

lowrider82
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von lowrider82 »

Sorry Henning, aber so einfach wie du es darstellst habe ich es nicht geschrieben. Wie willst du denn vom Zentrum des rechten Sitzes auf das linke Sitzzentrum kommen? Dazu brauchts eine definierte Planfläche im rechten Winkel dazu. Wenn es diese gibt, dann ist es ein Kinderspiel für den Facharbeiter an der Fräse. Oder es gibt zum rechten Sitz noch einen weiteren kreisrunden Sitz in der selben Achse zum linken Sitz.

Henning34L
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Henning34L »

Lieber Franz,

ja, Du liegst richtig. Motorengehäuse werden zusammen bearbeitet, damit die Lagersitze fluchten. Deshalb verbaut man nur „gepaarte“ Gehäusehälften, kein rechtes von Motor X und das linke von Motor Y. Es kann sein, dass die Kurbelwelle nicht sauber läuft. Die C3-KW-Lager fangen das etwas auf, aber ein schräger Betrieb tut den nicht gut. Und es müssen C3-Lager sein. Ich habe schon gehört (aus fachkundiger Quelle!), dass das Gehäuse bei „Nicht-C3-Lagern“ platzen kann, weil die Wärmeausdehnung in den Lagern aufgenommen wird. Und normale Lager können das nicht in dem Ausmaß, wie es benötigt wird. Ich habe das mal nachgerechnet!

„Und was hatten den ein Weiterfahren mit losen KW-Lagern zur Folge?“
1.) Siehe Strassenschrauber:
2.) Das Geklapper wird immer schlimmer, die KW läuft immer schiefer. Warum? Der Außenring des Lagers dreht im Gehäuse (= Stahl-Lagersitz) und reibt den immer weiter auf. Was final passiert, weiss ich nicht, aber gesund ist es auf keinen Fall. Heimfahren sollte noch gehen. Der Stahlring löst sich im Aluminium nicht.

Zitat Strassenschrauber: „Bei den neueren Motorgehäusen wurde der Lagersitz anders gestaltet, ich weiß nicht, ob das besser hält.“
Stimmt, die eingegossenen Lagerringe sind deutlich dicker, das Spiel wurde verkleinert und es sind links 6307 Lager statt 6306 verbaut. Yamaha hat das Problem erkannt und ich bin sicher ab 3TB sind die Verbesserungen eingeflossen, 2KF sicherlich nicht, 3AJ vielleicht. 11VJ müsste ich nachschauen.

Gruß Henning

Daniel43f
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Daniel43f »

Vielen Dank für eure Erleuterungen! Jede Gehäusehälfte hat ja eigentlich jeweils 2 Planflächen an denen man sich orientieren kann. Insgesamt gibt es 4 Planflächen. Kann ich grundsätzlich davon ausgehen, dass die Achse des rechten intakten Kurbelwellenlagers senkrecht zu allen 4 Planflächen steht? Bzw. wie könnte man das überprüfen?
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Hiha
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Hiha »

Entgegen des lowriders Ansicht sehe ich kleben nicht als Pfusch an, aber egal.

Zum gemeinsamen Ausspindeln bzw. zentrieren: Beide Gehäusehälften miteinander verschrauben, aufspannen, die winkelrechte Lage vor Allem auch der Zylinderfußfläche zur Bohrspindel herstellen und nach dem besseren Lagersitz oder auch einem Simmerringsitz zentrieren. Mit einem UPA (vulgo Wohlhaupter) beide Lagersitze in einer Aufspannung ausspindeln, das eliminiert Mess-und Ausrichtungsfehler. Man kann den Lagersitzdurchmesser halt nur mit speziellem Messzeug messen, was aber nicht schlimm ist weil man anschliessend ja anschliessend im zerlegten Zustand passend gedrehte dünnwandige Hülsen einklebt. Einpressen ginge auch, ist aber weitaus kniffliger, weil man das Einpressübermaß dann im Innendurchmesser berücksichtigen muss. Mehr wie 1,5mm im Durchmesser würde ich nicht ausdrehen. Die Graugussitze sind eingegossen, die lassen sich nicht wechseln.
Gruß
Hans

Daniel43f
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Daniel43f »

Klasse, mit dem Hinweis auf den UPA habe ich jetzt auch mal ein Video gefunden, wie so etwas aussehen könnte ( Danke für den Hinweis mit der Zylinderfußfläche!

@Hans: Verstehe ich dich richtig, du würdest in jedem Fall BEIDE Lagersitze ausspindeln und jeweils eine Buchse einsetzen um zu gewährleisten, dass die Lager anschließend auch sicher auf einer Achse liegen? Wie würde man dann, wenn beide Gehäusehälften verschraubt aufgespannt sind, den rechten Lagersitz ausspindeln, wenn der nach oben zeigt? Gibt es da dann spezielle Innendrehmeißel für so einen UPA wie im Video, welches ich verlinkt habe? Oder hast du evtl. ein ganz anderes Werkzeug gemeint? Der Grund bzw. Anschlag vom Lagersitz ist doch rechts im Weg... Um die defekte linke Lagerschale auszuspindeln müsste man dann ja anschließend trotzdem wie bereits im Verlauf beschrieben die rechte Hehäusehälfte abschrauben, richtig?

Sorry, dass ich so auf dem Thema rumreite :roll: ;) . Möchte gerne verstehen worauf es beim Ausbuchsen ankommt um Fehler zu vermeiden.

Hiha
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Re: Kurbelwellenspiel

Beitrag von Hiha »

Wenn ein Lagersitz perfekt ist, kann man ihn auch lassen und danach zentrieren. Das muss halt wirklich sehr genau erfolgen, ich würde 1/100mm anstreben.
Natürlich gibts solche Innendrehmeißel, bzw muss man sich welche anfertigen. Man muss auch nicht die eine Gehäusehälfte entfernen, es macht aber das Messen leichter. Letztlich weiß ein Fachmann wie er sowas am Besten angeht, nur musst Du erstmal einen finden. Allein deshalb schon würd ichs kleben, wenns nur um 1/10mm geht...
Gruß
Hans

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