Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Getriebe, Lager, Ventiltrieb, Kolben, mechanische Geräusche, Kupplung
Old Chatterhand
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Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von Old Chatterhand »

Nehmen wir mal an, der 3AJ-Motor ist ansonsten prima in Schuss. Keine besonderen Vorkommnisse. Er wird oben rum geöffnet und es ergibt sich nur ein normales Bild nach 30.000 km. Überhaupt nix schlimmes. Pleuel-Lager etc. ist top. Der Zylinder (Maße vollkommen im grünen Bereich) bekommt dann lediglich eine leichte Nach-Honung, der Kolben neue Kolbenringe und einen neuen Öl-Abstreifring, normale Verkokung wird entfernt, Ventiltrieb vollkommen gereinigt und im Grunde auf Werksauslieferungszustand gebracht und so wird alles wieder, nebst frischer Zündkerze fahrfertig zusammengebaut.

Was würde ich dann hinsichtlich Verbrauch, Leistung/Agilität merken? Und wie müsste ich den erneuerten Zustand einfahren?
Gruß,
Old Chatterhand


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christian78
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von christian78 »

1. Noch weniger, als Null.
2. Selbstverständlich musst du die neuen Ringe einfahren.

Zu 1:
Dann stellt sich auch die Frage, ob die Ventilsitze undicht sind.
Wenn die nämlich undicht sind und du lässt das überarbeiten, merkst du das.
Nächste Frage ist, ob der Kopf verzogen ist - dass man glaubt "vorher war er dicht, also ist er dannach auch wieder dicht" ist ein Märchen a´la Alice im Wunderland.
Wenn du da dran schraubst, entstehen Kosten.
Wenn man das ignoriert, stellt sich die Frage, warum man überhaupt angefangen hat.
Und ich würde auf alle Fälle alle Gummteile neu machen.
Dann wäre noch der Simmerring AGW rechts...
Ich wohn zwar nicht am Arsch der Welt, aber man kann ihn von hier aus hervorragend sehen!

Old Chatterhand
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von Old Chatterhand »

Okay, ich hätte also die Standzeit verlängert, sofern alles korrekt gemacht ist. Ansonsten keine spürbaren Vorteile.

Danke für die Antwort.
Gruß,
Old Chatterhand


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christian78
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von christian78 »

Kommt ganz auf den Zustand an.
Wie gesagt, wenn der Motor undicht ist - Ventile/Sitze, hast du Leistungsverlust.
Das ist weniger km abhängig, die Sitze können auch korredieren.
Wenn du den dann den Kopf überarbeiten lässt, hast du nachher wieder die volle Leistung.

Du kannst die Kompression messen und auch einen Druckverlusttest, welcher in dem Fall sogar mehr aussagt.
du kannst mal den Motor langsam durchdrehen und horchen, ob es beim Kompressionstakt im Krümmer zischt.


Eigene Erfahrung:
Mein Zylinder/Kolben hat vom Verschleiß her fast 80000km gehalten.
Es wäre noch mehr gegangen, wenn nicht die Ölabstreifer in der Nut festgebacken gewesen wären.
Meine AV´s haben durchgelassen und auch an der Kopfdichtung hat es vorne nach aussen hin durchgepfiffen => der war wirklich überholungsbedürftig.
Ich habe die Steuerkette wiederverwendet - der hat nichts gefehlt.
Der Motor hatte nach der Revision deutlich mehr Leistung, das war ein ganz anderes Mopped dannach.

Nur zerlegen und Ringe tauschen, kannste dir meiner Meinung nach schenken.
Wenn du keinen Blaurauch beim Kaltstart hast und sich der Ölverbrauch in Grenzen hält, brennt so schnell nichts an.
Weniger ist oft mehr.
Ich wohn zwar nicht am Arsch der Welt, aber man kann ihn von hier aus hervorragend sehen!

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XTsucher
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von XTsucher »

Wenn du den Motor eh‘ raus und offen hast - dann mach alles richtig
- Ventile checken, richten
- Kolben, Ringe, Bolzen neu
- Zylinder passend honen
sonst nur quick-and-Dirty - und dann macht man es am Ende 2mal...
Grüße, Frederik - der 1VJ fährt.
Original ist schön und gut - ich fahre lieber
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motorang
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von motorang »

Was soll denn richtig daran sein, einen normal funktionierenden Motor neu aufzubauen, ohne jeden Anlass?
Wenn Du das immer so machst, dann hätte ich gerne die Altteile :mrgreen:

Gryße!
Andreas, der motorang

Old Chatterhand
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von Old Chatterhand »

So, dann löse ich mal auf und gestehe, dass die Frage zwar hypothetisch war, jedoch einen sich real abgespielten Hintergrund hat: Ja, wir haben den Motor geöffnet und sahen erfreulicherweise das anfangs beschriebene, gar nicht mal so schlechte Bild. Haupt-Schraubgrund war die Fußdichtung, die musste erneuert werden.

Nach der Zylindervermessung haben wir die Entscheidung getroffen, wirklich nur zu honen (Bürste), sämtliche Ringe zu ersetzen, die laufleistungsgemäße Verkokung (Öl-Abstreifring war fällig) zu entfernen und die Ventile inkl. Ventilsitz quasi auf Neuzstand zu bringen. Natürlich sind div. O-Ringe, Kleinteile etc. vor dem Zusammenbau ersetzt worden, Ölpumpe überprüft u. erneuert, Kupplung vollkommen "durchrenoviert" (u.a. Kerben aus dem Korb gefeilt), also alles, was man noch gut als sinnvolle Verbundarbeit bezeichen kann und in den nächsten 25.000 km vielleicht fällig gewesen wäre, wurde gemacht. Das ist bei so einem simplen Motor ja auch überschaubar.

Die Kunst besteht dennoch darin, konsequent die Bremse zu ziehen, um am Ende nicht doch eine vollständige Revision gemacht zu haben, die eigentlich gar nicht notwendig wäre. Denn du findest immer irgendwas, das neu auch ganz nett wäre. ;-)

Warum habe ich diesen Thread mit den zwei Fragen eröffnet?

Weil ich mir diesbezüglich plötzlich nicht so sicher war. Bei den ersten 50 km Testfahrt konnte ich nicht genau beurteilen, ob ich da eine verbesserte Agilität und etwas mehr Druck im mittleren Drezhalbereich spüre oder ob ich mir das nur einbilde. Und ich weiß im Moment immer noch nicht, wie ich die feine Maschine am besten einfahre.

Daher suchte ich hier nach Antworten, mich interessierte eure Erfahrung. ;-)
Gruß,
Old Chatterhand


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christian78
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von christian78 »

Dann wars doch eine notwendige Reparatur...
Dann sehe ich das leichte drüberhonen aus gute Entscheidung, wenns eh schon zerlegt ist.
Kolbenringe hätte ich auch getauscht, weil alte Ringe eigentlich immer brechen beim Entfernen.
Nut putzen beim Ölabstreifer war ne sehr gute idee.

Auf die Weise hat man nen frischen Zlinder, der nicht viel gekostet hat.
Bei 30000km kann man das machen.
Bei 80000 sehen die Teile anders aus :mrgreen:

Da hast du recht, man muss sich ein Kostenziel setzen, sonst kommt man vom hundertsten ins tausendste.
Man kann ohne Probleme >2000 Euro in den Motor strecken.
Wie genau das nachher werden soll, muss jeder selber entscheiden, wie es für ihn ok ist.
Er ist dicht, er fährt - passt.
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XTsucher
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von XTsucher »

BTW. Etwas Einfahren ist nie schlecht - es sind ja neue Ringe drin. 1000km wären aus meiner Sicht aber leicht übertrieben.
Ob so eine Revision sich jetzt auf den Verbrauch oder Leistung auswirkt kann man sicher nicht sagen, wenn man vorher nicht z.B. Akribisch den Verbrauch notiert hat, die Leistung zu beurteilen ist sicher reine Kaffeesatzleserei... Ist doch aber bei der Reparatur egal, Hauptsache er ist wieder dicht.

Ich habe vor 2 Jahren alles gemacht (gebrauchter Motor, war mir unbekannt, wurde aber schon mal geöffnet), egal ob noch gut oder nicht, samt Aufbohren , Zk bearbeitung, Kurbelwelle, Pleuel, Nockenwelle, Lichtmaschine, Lager, alles. Das eine oder andere war sicher nicht notwendig (ausser das (feinverzahnte) Getriebe, das war noch absolut wie neu - wurde wohl mal getauscht) - also all das wozu ich vor 30 Jahren keine Kohle hatte :D - ob der Motor jetzt besser läuft als vorher, oder besser? Keine Ahnung, mir egal - auf jeden Fall läuft er besser als der originale mit 60tkm und mit weniger Vibrationen und er wird meine Zeit durchhalten :-) jetzt' schon 15tkm, samt Urlauben voll aufgerödelt mit Alpenüberquerung, Autobahn, Hitze, Dreck, Staub, Schotter, Regen, ...
Alles viel zu teuer, hat aber Spaß gemacht und hat mir geholfen meine „Ölfinger-Mitte“ wieder zu finden :mrgreen:
Grüße, Frederik - der 1VJ fährt.
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Hiha
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Re: Kleine Revision: Die hypothetische Frage

Beitrag von Hiha »

Neue Ringe in Graugussbuchse brauchen etwa 200km. Da soll sie zwar schon drehen dürfen, aber wenn Vollast, dann immer nur kurz z.B. zum Beschleunigen, aber keine längeren Vollgasstrecken. Viel Wechsellast und -drehzahl. Das ist IMHO alles was man machen sollte.
Gruß
Hans

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