Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Getriebe, Lager, Ventiltrieb, Kolben, mechanische Geräusche, Kupplung
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Steffen
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meble kuchenne Ruda Śląska Rybnik Tychy
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von Steffen »

@Hans: du meinst, das läuft direkt in der Alulegierung?

@Torn: was lief denn an deinen Reparaturversuchen schief?

Kexel hin, Kexel her, irgendwoher muss auf jeden Fall das Material für die neue Laufbahn herkommen, also geht es ohne Buchse nicht. Diese kann man natürlich beschichten.

Steffen

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Torn
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von Torn »

Wie hast du das denn mit bloßem Auge erkannt?
Fakt ist, daß mein langjäriger Motorenbauer das selber mit planen und neu honen getestet hat - mehrfach - und es meist Reklamtionen gab.
Ihm bekannte Mitbewerber haben wohl das gleiche erwähnt.
Insofern wird da wenigstens was gebeizt sein!?

MfG,
Torn

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Steffen
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von Steffen »

Oberflächenbehandlung hin oder her: ist es nicht so, dass die Nockenwelle auf einem ständigen Ölfilm läuft? Sodass sie eigentlich nie wirklich Kontakt zu der Lagerstelle hat? Und wenn der Druck nachlässt, frisst sie. Würde für Hans' Theorie der unbehandelten Lagerung sprechen. Vielleicht hat dein Motorenbauer ja irgend etwas falsch gemacht?
Blöde halt, dass die Alu-Legierung wenig Notlaufeigenschaften hat.

Kennt sich denn jemand aus mit Gleitlagerung in Öl? Ist das so, wie vermutet?

Steffen

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Hiha
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von Hiha »

100%-sicher wissen tu ich es nicht, aber die Lagerbohrung war absolut genauso Alu-glänzend blank wie das umliegend bearbeitete material. Wenn das Silizium freigeätzt worden wäre, hätten die Lagerstellen zumindest einen Grauschleier, die waren aber wirklich alu-spiegelblank.
Übrigens ist es üblich, Nockenwellen direkt im Aluguss zu lagern. Das machen eigentlich alle so, m.w. ohne Vorbehandlung des Gusses.

DLC ist ungeeignet, die Schichten sind nur wenige µ dick. Ich hab mal selbstgefertigte Stahlnocken mit verschiedenen DLC-Sorten beschichten lassen. Beseitigt Werstoffpaarungsprobleme.

Zur Gleitlagerung: Theoretisch haben Gleitlagerschale und -welle keinen Kontakt zueinander. In der Praxis aber schon, und damit das dann hält, müssen die Werkstoffpaarungen stimmen, bzw. die Werkstoffe mit diesen Berührungen zurecht kommen. Der Zyl.kopf-Aluguss und nitrierter Grauguss können eigentlich recht gut miteinander, aber die Lagerspiele dürfen nicht zu klein sein. Bei der Lagergestaltung im Kopf müssen an der Kopf-/Deckel-Trennstelle die Lagerflächen mit großzügigen flachen Fasen versehen werden, dass bei leichtem Versatz der Teile zueinander auf gar keinen Fall eine scharfe Kante den Ölfilm abscheren kann. Eine Zitronenform der Lagerbohrung ist bei geschraubten Pleuel-gleitlagern üblich, ob sie bei so einem Nockenwellenlager sinnvoll ist, kann ich nicht sagen.

Gruß
Hans

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baumafan
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von baumafan »

>Oberflächenbehandlung hin oder her: ist es nicht so, dass die
>Nockenwelle auf einem ständigen Ölfilm läuft? Sodass sie
>eigentlich nie wirklich Kontakt zu der Lagerstelle hat? Und
>wenn der Druck nachlässt, frisst sie. Würde für Hans' Theorie
>der unbehandelten Lagerung sprechen. Vielleicht hat dein
>Motorenbauer ja irgend etwas falsch gemacht?
>Blöde halt, dass die Alu-Legierung wenig Notlaufeigenschaften
>hat.
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>Kennt sich denn jemand aus mit Gleitlagerung in Öl? Ist das
>so, wie vermutet?
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moinsen

wenn das lager läuft hast du keinen kontakt.
der kontakt entsteht beim anlaufen. wenn der motor steht liegt die nocke auf den lagerflächen ohne öl dazwischen. wenn du den motor startest dann läuft die nocke im ersten moment metall auf metall bis öl da ist. hierbei muss auch nur öl in bestimmter menge da sein, der druck spielt keine rolle. das lager zieht den ölfilm selbst in den schmierspalt (die drehende welle nimmt das öl mit) und baut hier selbt den im lager wirkenden kräften entgegen gesetz den schmierdruck auf. der pumpendruck ist somit eher egal, es sei den man hat eine lagerung bei der vor dem anlaufen schon öl in den schmierspalt gedrückt wird um das phänömen der metall-metall reibung zu umgehen (schiffsmotoren zb). bei der ganzen geschichte läuft das lager auch nicht zentrisch. das heißt die welle läuft aussermittig in der bohrung.
Ehemals
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Aktuell
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highna
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von highna »

Moin,
ich kann baumafan nur bestätigen und ergänzen.
Bei Gleitlagern treten drei Arten von Reibungszuständen auf.

1. Festkörper- bzw Trockenreibung. Ruht die Welle, liegt sie auf der Lagerschale auf, denn sie verdrängt das Öl.

2.Mischreibung. Sie entsteht bei Beginn der Bewegung oder bei unzureichender Schmierung. Die beiden Teile berühren sich und reiben nur noch nur noch stellenweise, weil die Welle vom Öl, wie bereits beschrieben, aufgeschwemmt wird. Bei ungünstiger Werkstoffpaarung können die Oberflächen verschweißen (Fressen).

3.Flüssigkeitsreibung. Bei hinreichend großer Drehzahl wird soviel Öl von der Welle zwischen Welle und Lager gedrückt, dass beide Teile vollständig voneinander getrennt sind.

Ich weiß leider nicht, welcher Zustand bei welcher Drehzahl vorliegt.

Nehmen wir den schlechtesten Fall an und im doch relativ häufig vorkommenden Standgas liegt Fall 2 oder schlimmer, Fall 1 vor. Ich würde aus dieser Überlegung heraus ein Material wählen, dass weich ist und in seinen Poren Öl speichern kann, sprich gute Notlaufeigenschaften hat. Kupfer-Zinn-(Zink)-Legierungen (Rotgus) bieten sich an, wenn man selber basteln will.

Verdrehsicherung. Manche Lagerhersteller versehen ihre eine Lagerschale mit einer sogenannten Nase. Man kann sich das vorstellen wie den Kragen bei diesem Link, nur dass die Nase mittig liegt und max 5m Länge jeweils rechts und links an den Teilfläche hat schräg nach unten abfällt und sich asymptotisch dem Durchmesser anpasst.



Muss ich eine Zeichnung machen? Mann muss dann nur noch in den Deckel oder in den Zylinderkopf an den Teilflächenkanten zwei Schrägen aufeilen/fräsen, in die die Nase passt. Diese stützt sich dann im Betrieb an der Teilfläche vom Gegengehäuse ab.
Die Frage ist jetzt nur noch, wie man mit den zur Verfügung stehenden Mitteln eine Nase hinbekommt.

Man könnte ja sonst auch leicht eine Lagerschale mit einem kompletten Kranz produzieren und eine Nut in ein Gehäuseteil fräsen.
Lippe, eine Fräse scheint dir ja zugänglich zu sein.

Heiner

lippe
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von lippe »

Moin!
Leider hat der mir zur Verfügung gestellte Hausmeister zuviel von mir gelernt und macht jetzt alle AusbauArbeiten selbst ;(
Soll heißen: Ich bin LEIDER nicht mehr in der Firma mit den schönen Maschinen...........
Werde aber das LagerschalenProjekt im Auge behalten und auch angehen...später.

Geplant sind die Lagerschalen:
- aus Rotguss,
- mit Kranz an beiden Seiten (gegen seitliches Verrutschen),
- mit Aluniet nach der "ÖlfussMethode" (gegen Verdrehen).



Da ich durch ein faires ForumsMitglied günstig an Ersatzteile komme, wirds wohl noch ein bissl dauern........

DANKE derweil für Tipps+Tricks!!! :*

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Steffen
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von Steffen »

Willst du das echt ausprobieren? Ich mein, so wie es hier ausschaut, ist ein gebrauchter Kopf mit Deckel ohne Riefen günstiger zu bekommen. Aber ich möchte dich nicht davon abhalten, denn ich bin nach wie vor interessiert an dem Ergebnis.

Wenn du magst, unterhalte dich mal mit einem fähigen Honda-Mechaniker, der sich mit Maschinen aus den 80ern auskennt, die hatten nämlich austauschbare Glleitbuchsen am OHC-Motor (CB 400N/S). Fast baugleich, 3, statt 4 Ventile pro Zylinder und eben nur 200ccm, eine obenliegende Nocke im Gleitlager mit Öl laufend. Honda hat diese Buchsen bzw. Schalen direkt im Übermaß angeboten.

Leider habe ich das ganze alte Gerümpel vor ca. 10 jahren entsorgt, sonst könnte ich mal nachschlagen oder abfotografieren.

Und vergiss nicht, vor der Wiederinbetriebnahme deiner Austauschteile nach der Ursache für den Ölverlust im Zylinderkopf zu suchen und ggf. zu beseitigen. Sonst kannst du bald zwei Köpfe aufbuchsen ;-)

Steffen

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lut63
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RE: Nockenwelle und Lager haben Riefen. Reparabel??

Beitrag von lut63 »

Ausbüchsen des Nockenwellenlagerung klingt sehr gut - wer kann das in brauchbarer Ausführung zu vernünftigem Preis anbieten?
Was mich momentan noch mehr interessiert: Warum hat der am meisten beanspruchte Lagersitz (auf der Steuerkettenseite) keine Öltaschen in der Lauffläche? Hat schon mal wer eine Öltasche im linken Lagersitz oben angebracht? Unten würd ich eher nicht, da die Fläche sowieso nicht sehr groß ist.

mit lagergeschädigtem Gruß
LUT

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