Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Getriebe, Lager, Ventiltrieb, Kolben, mechanische Geräusche, Kupplung
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Grego
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Registriert: Sa 31. Mär 2018, 10:51

Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von Grego »

Hallo Ihr,

habe ein paar Fragen zu meinem Projekt und habe dazu bisher noch nicht alle Infos gefunden bei meiner Recherche.

Es geht um Folgendes: ich baue aktuell eine XT 550 auf und wollte für diese eigentlich einen Motor einer XT 600 2kf verwenden, den ich vor einigen Jahren mal günstig bekommen habe. Ich hatte auf den ersten Blick einen guten Eindruck und die Laufleistung von ca 30 000km fand ich auch ok. Steuerkette hat auch noch einige Klicks.

Heute habe ich ihn mir jedoch das erste mal etwas genauer angeschaut.

Zuerst stellte ich fest, dass die Ablasschraube des Ölfiltergehäuses durch eine M8er ersetzt wurde, das Gewinde jedoch VOR dem Ablaufkanal geschnitten und der Kanal NICHT anderweitig abgedichtet wurde. Heißt, wenn sie lief, dann mit viel zu wenig Öldruck

Daraufhin habe ich den Kopfdeckel mal abgenommen und gesehen, dass die Nockenwelle schon deutlich sichtbar und auch leicht spürbar eingelaufen ist, so stark habe ich das noch nicht gesehen, siehe Fotos im Anhang. Ich weiß nicht wie lange mit der neuen Ablassschraube gefahren wurde, ich weiß nur, dass die ursprüngliche 2kf eine Weile stand weil kein Zündfunke und kaum bewegt wurde. Außerdem war das Öl im Motor vom letzten Ölwechel noch klar.

Nun stelle ich mir einige Fragen, auch dazu wie ich mit dem Motor weiter vorgehen soll:

1.) Der Kopf leidet ja wohl als erstes bei zu niedrigem Öldruck, was könnte noch Schaden genommen haben und wie kann ich das am einfachsten überprüfen ohne gleich den ganzen Motor zu zerlegen?

2.) Wie "schlimm"ist es mit der eingelaufenen Nockenwelle? Durch den Ölfilm vielleicht gar nicht so tragisch?

3.) Wenn doch: vielleicht einfach den Kopf und die Nockenwelle tauschen?

4.) Getriebe und Motorlager sollten eigentlich keinen Schaden genommen haben, richtig?

5.) Ggf Kompression prüfen um Kolbenverschleiß zu checken?

6.) Weitere Ideen nach was ich noch schauen kann, um den Zustand genauer zu beurteilen.


Würd mich sehr freuen wenn Ihr mir dazu etwas Rat und vielleicht ein paar Ideen geben könntet.


Viele Grüße

Gregor
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2kf Bj. 89

stefan_xt
Beiträge: 127
Registriert: Di 18. Mär 2008, 18:08

Re: Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von stefan_xt »

Hi,
1.) Der Kopf leidet ja wohl als erstes bei zu niedrigem Öldruck, was könnte noch Schaden genommen haben und wie kann ich das am einfachsten überprüfen ohne gleich den ganzen Motor zu zerlegen?
Ja, der Kopf leidet als erstes. Was könnte noch alles schadhaft sein: Kolben, Zylinder, Ölpumpe, Getriebe etc. Wenn Du sicher gehen willst, kommst Du nicht um ein Zerlegen herum.
2.) Wie "schlimm"ist es mit der eingelaufenen Nockenwelle? Durch den Ölfilm vielleicht gar nicht so tragisch?
Ich hab hier auch ein paar die so aussehen, ich vermute mit dem gleichen Kopf, der genauso eingelaufen ist, könnte man die ein paar tausend km nutzen, aber ist halt kein gutes Gefühl. Die Nockenwelle ist nicht so das Problem, die kannste evtl. bei Aliexpress für 50,-€ kaufen, aber schau Dir halt mal die Lagerstellen an.
3.) Wenn doch: vielleicht einfach den Kopf und die Nockenwelle tauschen?
Wenn Du das machst, nimm den Motor komplett auseinander. Ansonsten könnte der auch bald wieder so aussehen. Bei sehr vielen ist das Ölsieb im Motor ordentlich zugesetzt, schau Dir hier Bilder an. Und schau Dir die Ölpumpe genau an, wenn im Sieb harter Abrieb ist, sind die Rotoren der Pumpe und das Gehäuse auch verschlissen.
4.) Getriebe und Motorlager sollten eigentlich keinen Schaden genommen haben, richtig?
Die sind meistens noch ok, aber die beiden einseitig abgedichteten Lager sind oftmals undicht. Bei den kleinen Motoren sind auch oft die Kurbelwellenlagersitze verschlissen, vor allem auf der Polradseite. Check mal die Kurbelwelle zu viel axiales Spiel hat.
5.) Ggf Kompression prüfen um Kolbenverschleiß zu checken?
Hab ich noch nie gemacht, Rückschluss auf Verschleiß ist das nur bedingt. Eher auf den Zustand der Ringe. Mach den Kopf ab und schau Dir den Zylinder an, ist nur ne Kopfdichtung. Dann kannst Du auch gleich einen Blick auf die Ventile werfen, reinigen/einschleifen neue Schaftdichtungen lohnt sich meistens.

Empfehlung, wenn Du sicher gehen möchtest, bau ihn vollständig auseinander, ist keine Raketenwissenschaft. Polrad ist oftmals scheiße, ansonsten brauchst Du noch ne 32 Nuss und einen Kupplungskorbhalter, Segeringzangen - den Rest haben die meisten Menschen zuhause.

Straßenschrauber
Beiträge: 968
Registriert: So 29. Mär 2020, 21:38

Re: Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von Straßenschrauber »

Gute Zusammenfassung,
FAQ-tauglich!
~-o|-

Cyrus
Beiträge: 351
Registriert: So 5. Apr 2020, 09:50

Re: Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von Cyrus »

stefan_xt hat geschrieben:
Di 1. Jul 2025, 09:55
[...] Die Nockenwelle ist nicht so das Problem, die kannste evtl. bei Aliexpress für 50,-€ kaufen, aber schau Dir halt mal die Lagerstellen an. [...]
Hast du Erfahrung mit den Ali-Nocken? Ich hätte da Bedenken, weiß aber nicht ob die berechtigt sind.

Grüße
XT600 2KF '88

Hiha
Beiträge: 3358
Registriert: Di 1. Jul 2003, 09:15

Re: Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von Hiha »

FÜr mich schaut das nach Silikonleiche aus. Überall die schwarzen Batzen deuten auf viel zu viel Dichtmasse hin, die jetzt u.A. im Ansaugsieb zu finden sein dürfte, und wer weiß wo sonst noch...
Gruß
Hans

Grego
Beiträge: 24
Registriert: Sa 31. Mär 2018, 10:51

Re: Schäden durch zu wenig Öldruck? Motor 2kf

Beitrag von Grego »

Hallo und danke für die ausführliche und hilfreiche Antwort!

Ja ich habe vor ein paar Wochen dann auch die Entscheidung gefällt, mir einen revidierten Motor aufzubauen, auch weil ich das sowieso gerne mal machen wollte.

Teile für diesen nehme aus dem besagten 2KF Motor, Teile aus einem 550er Motor den ich noch habe und natürlich das ein oder andere Neuteil (Zylinder ist zum Honen weg + neuer Kolben, neue Ölpumpe, neue Lager, 5. Gang,...)


zu 2.) und 3.) noch ein Nachtrag: Ich habe mir bei dem Kopf des Motors mal die Lagerungen genau angesehen und diese dann auch mit Plastikmessstreifen auf Spiel mit eingelegter Nockenwelle geprüft. Mit der ursprünglichen Nocke war das Spiel eindeutig zu hoch, mit einer anderen Nockenwelle aus einer xt 550 (Egu Nockenwelle) war es aber deutlich innerhalb des Toleranzbereichs! Das hat mich sehr gewundert, da ich angenommen habe, dass sich eine so stark eingelaufene Nockenwelle doch eigentlich ins weichere Material der Lagerungen im Kopf einfressen müsste oder??
Ich habe den Kopf damit als gut befunden, auch weil die Ventilsitze noch super aussehen, und würde ihn gerne wieder verwenden, vermutlich mit der EGU Nocke einer 550er. Oder was denkt ihr? Erfahrungen mit den günstigen Ali Nocken würden mich ebenfalls interessieren.

Eine Frage stelle ich mir außerdem noch: Das Pleuelauge des 2kf Motors hat leider sehr gelitten, ich habe aber eine gute KW aus dem 550er Motor und könnte mir somit eine Kurbelwelleninstandsetzung sparen. Was mich allerdings verwirrt, ist, dass der Innenring des KW Lagers links auf der Welle drehbar ist. Das ist tatsächlich bei allen 3 Kurbelwellen, die ich aktuell rumliegen habe, so.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ist das linke Hauptlager ja so aufgepresst, dass es sich bei Wärmedehnung zwar leicht auf der Welle verschieben kann (die ca 0,7mm zum Steuerkettenritzel), von Hand drehbar sollte der Innenring aber doch nicht sein, oder?

Zum Ansaugsieb: ja das sah tatsächlich eher unschön aus, war aber nicht ganz zu. Kann mir gut vorstellen dass bei den Schäden Motors die Dichtmassenreste auch eine Rolle gespielt haben...neben der fehlerhaften "Reparatur" des Gewindes unterm Ölfiltergehäuse.

Viele Grüße

Gregor
2kf Bj. 89

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