Anzugsmomente trocken - nass

nicht ganz dicht ? Gewinde oder Dichtung im Eimer ?
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guest
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meble kuchenne Ruda Śląska Rybnik Tychy
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Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

Hab bisher lustig die nassen Schrauben mit dem (für trockene Gewinde) angegebenen Moment angezogen.
Hab irgendwo gelesen, dass bei nassen Schrauben sich der Reibwert verringert und folglich die Schraube zu stark angezogen wird. Korrekt??

Das wäre auch die Erklärung für mein zerstörtes Öldeckel-Gweinde...
Mir ist vor Schreck das Herz in die Hose... hab nie auf trockene Gweinde geachtet...

Gibt es einen Anhaltwert, wie weit das Anzugsmoment mit Drehmomentenschlüssel reduziert werden muss, wenn das Gewinde nicht trocken ist? (Man kriegt ja auch nicht immer alle Gewinde trocken).

Grüße,
Jochen

Guenter_B
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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von Guenter_B »

hallo jochen,
>Hab bisher lustig die nassen Schrauben
>mit dem (für trockene Gewinde)
>angegebenen Moment angezogen.
da warst du sicher nicht der erste,

>Hab irgendwo gelesen, dass bei nassen
>Schrauben sich der Reibwert verringert
>und folglich die Schraube zu
>stark angezogen wird. Korrekt??
ganz korrekt,

>Das wäre auch die Erklärung für
>mein zerstörtes Öldeckel-Gweinde...
könnte schon sein,

>Mir ist vor Schreck das Herz
>in die Hose... hab nie
>auf trockene Gweinde geachtet...
siehe oben,

>Gibt es einen Anhaltwert, wie weit
>das Anzugsmoment mit Drehmomentenschlüssel reduziert
>werden muss, wenn das Gewinde
>nicht trocken ist? (Man kriegt
>ja auch nicht immer alle
>Gewinde trocken).
in einem maschinenbau fachbuch (dubbel) findet sich sicher eine formel womit man es berechnen könnte, da die drehmomente je nach werkstoff - schraubenwerkstoff - gewindegrösse - reibwert immer anders sein müsste braucht man recht lange dafür,
vielleicht zieht man besser erst mal einige schrauben in trockenen gewinde mit drehmoment an und merkt sich die gradzahl zwischen aufsetzen der schraube und auslösen des schlüssel, wäre dann ein brauchbarer anhaltspunkt für schmierige gewinde oder zum einstellen des reduzierten anziehmoment's,
oder gleich wie ohne drehmomentschlüssel: eindrehen bis zum aufsetzen und dann 1/4 umdrehung weiter..

>Grüße,
>Jochen

auch grüsse, günter
(der gerade dran denkt wie die mechaniker in 4ma die M8 zylinderschrauben gewöhnlich mit dem hammer anknallen)


guest
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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

Oha, muss mal der Maschinenbauer sprechen: Reibwert Stahl auf Stahl trocken ist wesentlich kleiner als geölt, weiss ja jeder. Das Anzugsmoment der Schraube berechnet sich nun aus der nötigen Vorspannkraft für die Schraube (die bleibt ja trocken/nass gleich) und dem Reibwert zwischen Schraube-Mutter, Mutter/Gegenstück (U-Scheibe oder mal eben der Ölfilterdeckel). Wenn das Anzugsmoment nun für trocken angegeben ist, ist das für nass natürlich geringer, darum tut man ja auch zum Schrauben lockern WD40 auf, nä? Wenn man nun noch beim anziehn, wenn schon das Wasser rauskommt, noch ruckelt (wie beim lösen, schön mit Schmackes) kommt natürlich irgendwann mal das Gewinde, da bei stossartiger Belastung ein mehrfaches des Anzugsmomentes kurzzeitig rauskommt. Merkt man ja auch, man kann am Radkreuz ziehn wie ein Ochs, passiert nix, aber beim Draufhaun schon.
Glaube, der kleine Exkurs sollte reichen. Mir ist immer noch nicht klar wie man
1. das ewig lange Gewinde beim Öldeckel (glaube schon bald 15mm ist die Schraube im Gewinde) schrotten kann, ohne dass die Schraube reisst ;-)
2. auf die Idee kommt, wenn man mal eben bloss den O-Ring zammendrücken muss, die pille-palle-M6-Schrauben anzieht bis geht nicht mehr. Was steht im Buch, 100 Nm oder so??? Habs mit sonem T-förmigen 10 Euro-Schlüsseli handfest angezogen, ist seit 400km dicht nun. Der Krümmer dito, seit 6000 km noch nicht abgefallen.... M6 is halt nix für Maurers, nä?
Denk mal drüber nach ;->

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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

Frage vom Nicht-Maschinenbauer:

Gibt es eine Faustregel oder Daumen mal Pi Grundsatz wann welche Schraube wie fest angezogen wird? Reicht generell Handfest? Je dicker desto brutaler? Kann Handfest schon zu viel sein?

Klar, daß die Achsmuttern eher sehr fest sein sollen, aber z.B: die Bremsbackenhalterungsschrauben vorne gehören mit 18 NM angezogen - das ist ja TOTAL LOCKER sodaß mein Hausverstand Alarm schlägt.

Wär echt dankbar für Tips.

So long,
Wolfgang

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hugh.

Beitrag von guest »

moin,
der maschinenbauer hat gesprochen...
tatsache ist ja nun trotzdem, daß die schrauben am ölfilter-deckel gerne mal das gewinde nach außen befördern. mag es einen zusammenhang mit dem phänomen geben, das ein freund von mir, der in seiner firma etliche spritzgussmaschinen betreibt, erwähnt hat ? und zwar ist es bei den hydraulischen teilen in diesen geräten so, daß nach einer gewissen lebensdauer die gewinde einfach nachgeben; und zwar nur die, die in irgendeiner form mit heißem hydrauliköl in kontakt kommen ?! d.h., nach wartung oder umbau irgendwelcher komponenten braucht er, je nach betriebsdauer des teils, gar nicht erst zusammenzubauen, sondern erneuert gleich schon mal das gewinde... allerdings ist das alles stahl, alu oder magnesium wird da kaum verbaut.
ist denn wohl jemand unter uns, der was von werkstoffkunde versteht und das mal kommentieren mag ?
gruß, rednose

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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

na bei Hüdraulik gehts gehts aber um 160 bis 320 bar (kg/cm² wohl), nicht um 3-5 was wohl ne Auto/Mopped-Ölpumpe so bringt maximum, allsn hier mal negligabel. Alu versprödet bei Raumtemperatur so sachte, Rekristallisation nennt man das, darum sollte man wohl Alufahrradrahmen irgendwann mal entsorgen. So sagts zumindest die Theorie. Also würde mit der Zeit das schicke Alugehäuse an den Gewinden mürbe werden, was es ja dann auch tut...
Normaler Maulschlüssel ist von der Länge so, dass er bei Standardsachen (in meinen Augen auch der Ölfilterdeckel) mit normaler Handkraft das nötige Anzugsmoment erreicht. Habe ich mal bei meiner Schlosserlehre gehört. Maschinenbau sind eh nur so ausgemittelte Werte, also Reibwert usw. Die ganzen Zahlen werden dann sicher bei µ Stahl 0,11 gerechnet, Alu/Stahl weiss net, aber selbst der Reibwert schwankt dauernd. Bei Teilsynthetik-Öl scheinbar =0, habe seitdem paar PS mehr ;-) Also klar, je dicker die Schraube, desto mehr, aber normal reicht bei sauberem, nicht verkriesknaddelten Gewinde, handfest anziehen und dann noch 1/8 bis 1/4 Umdrehung, fertig. Das einzige, wo ich mal genau machen würde, sind Zylinderstehbolzen. Mein Gott, M6er, gibt doch die etws längeren Imbusschlüssel im Baumakkt, damit gediegen anziehen und fertig. Die Schräubchen da kriegen doch schon Angst, wenn ich denen nen Drehmomentschlüssel zeige.

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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

Handfest ist ja nun wirklich ein dehnbarer Begriff. Ich denke hier im Forum sind die meisten ziehmlich kräftig, wenn ich mir anschaue wieviele Beiträge wir zum Thema überdrehte Gewinde schon hatten.

Aus Schaden wird man klug und inzwischen habe ich einen sauteuren aber dafür auch genauen Drehmomentschlüssel bis runter auf 5nm.
Und wenn ich das so bedenkte trifft Fingerfest (Imbus mit Daumen in die Schraube drücken und mit Ringfinger außen den Schlüssel runter drücken) die Beschreibung für den Ölfilterdeckel besser.

Nach fest kommt ab!!!

Gruß GOGO

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RE: Anzugsmomente trocken - nass

Beitrag von guest »

na klar ist das dehnbar, denke mal, eigentlich merkt man schon, wenn sich die Schraube eigentlich nicht mehr drehen lässt....

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