Hallo!
Ich würde gerne mal etwas Allgemeines zum Thema "Pulverbeschichten bzw. Kunststoffbeschichten" loslassen. Ich weiß, jetzt wird es wieder einen Aufschrei in der Gemeinde geben, aber ich beleuchte das Thema mal aus fachlicher Sicht, denn Lack und Vorbehandlung sind mein Beruf.
Unabhängig davon, dass hier Einige ihre Rahmen schon entsprechend beschichtet haben, gebe ich Einiges zu bedenken.
Generell wir zuallererst beim Sandstrahlen Material abgetragen. In dem Falle Rost, der sowieso schon Material vom Rahmen genommen hat, aber auch intaktes Metall, sofern mit klassischem Material wie Sand oder Stahlschrot gestrahlt wird. Es gibt mittlerweile Materialien (z. B. Nußschalen oder Trockeneis), die nur den Lack und Rost abnehemen und kein oder nur wenig Metall. Material wegnehmen heißt nichts Anderes, als Bauteile schwächen. Vor allen Dingen Schweißnähte und Verstärkungsbleche geraten da schnell in Gefahr, da beim Motorradbau häufig auf mehr Gewicht als auf Reserven beim Material geachtet wird. Wenn nicht fachmännisch gestrahlt wird droht außerdem der Verzug des gesamten Rahmens, vor allen Dingen im Rahmenheck.
Weiterhin kommt hinzu, dass sofort nach dem Strahlen mit der Beschichtung begonnen werden muß, sonst bildet sich Flugrost, der unter einer Pulverbeschichtung für den Rahmen und eventuell den Fahrer ziemlich gefährlich ist, da das Metall fröhlich unter der Beschichtung gammelt, ohne dass man es merkt. Wenn der Rahmen bricht, ist es zu spät, aber dann merkt man es.
Wir reden hier außerdem von Rahmenrohren. Die sind innen hohl. Wie also sieht es im Inneren der Rohre aus? Keiner weiß das.
Richtig ist, dass alle Bohrungen und Löcher nachgearbeitet werden müssen, auch eine Gefahr für neue Korrosionherde! Eine Reperatur von beschädigten Stellen ist fast unmöglich, vor allen Dingen, wenn es schön aussehen soll, auch das muß man bedenken! Richtig ist auch, dass ein Steinschlag häufig große Rostnester nach sich zieht. Das darunter liegende Metall ist gestrahlt, also rauh und damit die Oberfläche um ein Vielfaches größer, als bei ungestrahltem Material. Richtig ist aber auch, dass eine gute Pulverbeschichtung härter und Widerstandsfähiger ist, als eine Nasslackbeschichtung. Aber nur, wenn sie gut und fachmännisch gemacht werden. Ist die Einbrennzeit und -temperatur unter- bzw. überschritten worden, ist die ganze Beschichtung ihr Geld nicht wert. Man braucht also sehr viel Vertrauen in den Beschichter, da der Laie sowas erst merkt, wenn es zu spät ist!
Außerdem meine ich zu wissen, dass die Herren und Damen in den grauen Kitteln Pulverbeschichtungen von Rahmen nicht mögen, eben wegen der Materialabnahme bei der Vorbehandlung.
Meine Empfehlung bleibt daher bei einer konventionellen Beschichtung mit flüssigem Lack. Bestehend aus einer Grundierung, event. einem Füller und einem Decklack, bzw. Basislack mit Klarlack.
Das schont den Rahmen, ist nicht teurer und wenn es gut gemacht ist, mindestens genauso gut und teilweise noch besser, als eine Kunststoffbeschichtung. Gewinde und Bohrlöcher können prima verschlossen werden und man braucht nichts nachschneiden, da nur bei 80- 100 °C gearbeitet wird.
In diesem Sinne!
Viele Grüße, auch an alle Anderen!
Biff
XT 600 E DJ02 BJ. 03